Prostata-Tastuntersuchung (DRU)
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Einleitung zur Prostata-Tastuntersuchung
Was Sie in dieser Einführung erwartet
Die Prostata-Tastuntersuchung, auch digitale rektale Untersuchung (DRU) genannt, ist eine einfache körperliche Untersuchung, die vor allem bei Männern ab 45 Jahren eine Rolle spielt. In dieser Einleitung erhalten Sie einen neutralen Überblick über Zweck, Häufigkeit und Grenzen der Untersuchung. Ziel ist es, sachlich zu erläutern, warum Ärzte diese Untersuchung durchführen und was Männer dabei erwarten können.
Die DRU wird häufig in Kombination mit dem PSA-Bluttest eingesetzt. Beide Verfahren haben unterschiedliche Stärken und Schwächen: Während der PSA-Wert ein Laborwert ist, erlaubt die Tastuntersuchung dem Arzt, die Prostata anatomisch zu beurteilen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Tastuntersuchung keine vollständige Abklärung ersetzt, sondern eine erste, rasch verfügbare Methode darstellt.
Für die Zielgruppe Männer zwischen 45 und 70 Jahren ist die DRU besonders relevant, weil das Risiko für gutartige Veränderungen und für Prostatakrebs in diesem Alter steigt. In Deutschland empfehlen urologische Fachgesellschaften eine individualisierte Gesprächsgrundlage zur Vorsorge ab einem bestimmten Alter. Die Entscheidung darüber, ob und in welchem Umfang Vorsorgeuntersuchungen stattfinden, sollte in einem ärztlichen Gespräch getroffen werden.
Diese Seite ist evidenzbasiert und neutral gehalten. Sie enthält konkrete Hinweise zum Ablauf, zur Vorbereitung, zur Interpretation der Befunde und praktische Tipps, wie man sich auf die Untersuchung einstellen kann. Bitte beachten Sie: Diese Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung; bei akuten Beschwerden oder Unsicherheit sollten Sie zeitnah einen Arzt aufsuchen.
Wann zum Arzt? Suchen Sie ärztliche Hilfe, wenn Sie neue oder zunehmende Probleme beim Wasserlassen, Blut im Urin, Schmerzen im Beckenbereich oder unerklärliche Gewichtverluste bemerken. Solche Symptome sollten zeitnah ärztlich abgeklärt werden, da sie Hinweise auf behandlungsbedürftige Erkrankungen sein können.
Weiterführende Informationen zur Einordnung von Befunden finden Sie auch auf der Übersichtsseite zu Diagnosen im Bereich Prostata unter Diagnose und zur gesamten Untersuchung unter Prostata-Untersuchung.
Was ist die Prostata-Tastuntersuchung (DRU)?
Grundlagen und Ziel der Untersuchung
Die digitale rektale Untersuchung (DRU) ist eine manuelle Untersuchung, bei der der Arzt mit dem behandschuhten, mit Gleitmittel versehenen Finger über den After (Rektum) die Rückwand der Prostata von innen abtastet. Ziel ist es, die Größe, Form, Konsistenz und Oberflächenbeschaffenheit der Prostata zu beurteilen. Solche Informationen können Hinweise auf gutartige Vergrößerungen, Entzündungen oder Raumforderungen wie Tumoren geben.
Die Untersuchung dauert in der Regel nur wenige Minuten und ist Teil der körperlichen Urologie-Basisuntersuchung. Sie wird sowohl in der Vorsorge als auch bei Symptomen wie häufigem nächtlichem Wasserlassen, abgeschwächtem Harnstrahl oder Schmerzen im Unterbauch durchgeführt. Wichtig ist, dass die DRU nur einen Teil der Befundaufnahme darstellt; zusätzliche Blutwerte (z. B. PSA), Urinuntersuchungen und bildgebende Verfahren können folgen.
Die Aussagekraft der DRU ist begrenzt: Kleine Tumoren oder solche, die nicht an der hinteren Prostatafläche liegen, können übersehen werden. Daher wird die Tastuntersuchung oft in Kombination mit weiteren Untersuchungen bewertet. Studien zeigen, dass die Sensitivität und Spezifität variieren und von Untersucher zu Untersucher abhängen. Dennoch bleibt die DRU ein kostengünstiges und rasch verfügbares Instrument.
Typische Befunde, die der Arzt bei der DRU unterscheiden möchte, sind:
- Normale Prostata – weich bis leicht elastisch, symmetrisch.
- Benigne Prostatahyperplasie (BPH) – vergrößert, glatt, oft druckdolent.
- Prostatitis – druckschmerzhaft, manchmal weich oder knotig.
- Verdächtiger Befund – harte, unregelmäßige Knoten oder Asymmetrie.
- Andere Auffälligkeiten – beispielsweise Anzeichen von Rektalerkrankungen.
Wann zum Arzt? Falls Sie bei sich neue Harnbeschwerden, Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin feststellen, sollten Sie ärztlich abklären lassen. Diese Symptome können verschiedene Ursachen haben und erfordern eine gezielte Diagnostik.
Zusätzliche Informationen zur weiteren Diagnostik, insbesondere zu bildgebenden Verfahren und Gewebeentnahmen, finden Sie unter Prostata-Biopsie und in der Übersicht Diagnose.
Ablauf der Tastuntersuchung der Prostata
Vor dem Untersuchungsbeginn
Beim Termin erklärt der Arzt kurz die Gründe und den Ablauf der Prostata-Tastuntersuchung. Sie können Fragen zur Intimsphäre, zur Untersuchungshaltung und zu möglichen Beschwerden stellen. Die Untersuchung erfolgt in der Regel im Liegen auf der Untersuchungsliege (Seitenlage mit angezogenen Beinen) oder im Stehen vor einem Tisch mit vorgeneigtem Oberkörper; die genaue Position wählt der Untersucher gemeinsam mit Ihnen.
Der Arzt zieht sterile Einmalhandschuhe an und verwendet ausreichend Gleitmittel, um die Untersuchung möglichst angenehm zu gestalten. Der Finger wird langsam und vorsichtig in den After eingeführt, um die hintere Fläche der Prostata zu erreichen. Es handelt sich dabei um eine gezielte Tastbewegung: Größe, Konsistenz, Oberfläche und eventuelle Druckschmerzhaftigkeit werden beurteilt.
Typische Schritte beim Untersuchungsablauf
- Kurzes Gespräch zur Einwilligung und Fragestellung.
- Positionierung des Patienten (Seitenlage oder Stehen).
- Anlegen von Handschuh und Gleitmittel.
- Behutsames Einführen des Fingers und Abtasten der Prostatahälften.
- Dokumentation und Besprechung des Befundes mit Empfehlungen für weitere Schritte.
Die gesamte Untersuchung dauert meist nur 1–3 Minuten. Manchmal kombiniert der Arzt die DRU mit einer Urinprobenentnahme oder einer Blutabnahme (z. B. PSA), insbesondere wenn Auffälligkeiten vorliegen. Bei Schmerzen oder starkem Unbehagen kann die Untersuchung jederzeit unterbrochen werden.
Mögliche Empfindungen sind ein leichter Druck oder ein kurzzeitiges Ziehen; starke Schmerzen sind ungewöhnlich und sollten kommuniziert werden. Nach der Untersuchung sind keine besonderen Einschränkungen zu erwarten; Sie können in der Regel sofort wieder nach Hause gehen.
Wann zum Arzt? Vereinbaren Sie einen Arzttermin, wenn die Untersuchung schmerzhaft war, Blut im Stuhl oder Urin sichtbar ist oder wenn der Befund unklar ist. Bei plötzlichem Harnverhalt (Unfähigkeit zu urinieren) ist dies ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige ärztliche Hilfe.
Weitere Informationen zum Ablauf kompletter Prostata-Untersuchungen finden Sie in der Übersichtsseite Prostata-Untersuchung.
Vorbereitung auf die Prostata-Tastuntersuchung
Was Sie vor dem Termin wissen sollten
Die Vorbereitung auf eine digitale rektale Untersuchung ist in den meisten Fällen minimal. Es sind keine speziellen Medikamente oder Nüchternheit erforderlich. Dennoch können einige einfache Maßnahmen den Ablauf für Sie angenehmer machen und die Aussagekraft der Untersuchung verbessern.
Vor dem Termin ist es sinnvoll, offen über Begleiterkrankungen, Blutverdünner (Antikoagulanzien) oder aktuelle Infekte zu sprechen. Wenn Sie blutverdünnende Medikamente einnehmen, kann der Arzt entscheiden, ob eine Anpassung notwendig ist — in der Regel ist eine DRU unproblematisch, aber eine individuelle Abklärung ist wichtig.
Praktische Vorbereitungstipps
- Tragen Sie bequeme, leicht auszuziehende Kleidung.
- Informieren Sie den Arzt über frühere Prostataeingriffe oder Rektaloperationen.
- Falls vorhanden, bringen Sie aktuelle Befunde oder Laborwerte (z. B. PSA) mit.
- Bei Angst oder Scham: Fragen Sie nach einem kurzen Informationsgespräch oder lassen Sie sich die Schritte erklären.
- Kein besonderes Abführmittel nötig; bei starker Stuhlverstopfung kann eine Darmentleerung vorab hilfreich sein.
Einige Patienten fragen, ob sie vor der DRU eine Darmspülung oder spezielle Reinigung vornehmen sollten. In der Regel ist dies nicht erforderlich; normale Darmentleerung reicht aus. Bei geplanten, weiterführenden Eingriffen wie einer Biopsie kann eine andere Vorbereitung nötig sein — diese wird separat besprochen.
Wann zum Arzt? Besprechen Sie vor der Untersuchung mit Ihrem Arzt, wenn Sie akute Infektsymptome (z. B. Fieber, Durchfall), starke Hämorrhoiden oder blutungsfördernde Medikamente haben. In diesen Fällen kann der Untersucher die Indikation und den Zeitpunkt anpassen, um Komplikationen zu vermeiden.
Wenn nach der Tastuntersuchung zusätzliche Diagnostik erforderlich ist, können Schritte wie PSA-Bestimmung, transrektaler Ultraschall oder eine Biopsie folgen. Informationen zur Biopsie finden Sie unter Biopsie der Prostata, und zu möglichen operativen Maßnahmen unter Prostata-Operation.
Interpretation der Befunde nach der Tastuntersuchung
Wie Befunde eingeordnet werden
Die Interpretation einer Prostata-Tastuntersuchung erfolgt durch den Arzt und hängt von mehreren Faktoren ab: dem Tastbefund selbst, dem klinischen Kontext (Alter, Beschwerden), Laborwerten wie PSA und gegebenenfalls bildgebenden Ergebnissen. Eine alleinige Beurteilung aufgrund der DRU hat Einschränkungen, daher ist häufig weitere Diagnostik notwendig.
Bei der Befundbeschreibung unterscheidet der Untersucher typischerweise zwischen normaler Konsistenz, vergrößerter, aber glatter Prostata (häufig bei gutartiger Vergrößerung), druckschmerzhafter Prostata (Hinweis auf Entzündung) und festen, knotigen Bereichen, die verdächtig auf einen Tumor hindeuten können. Der Befund wird dokumentiert und in Relation zu anderen Parametern gesetzt.
Mögliche Befunde und ihre Bedeutung
- Normale Tastbefunde: Keine Verhärtung, symmetrische Konturen — oft unauffällig.
- Vergrößerung (BPH): Gleichmäßig vergrößert, glatt — typisch bei gutartiger Hyperplasie.
- Druckschmerz: Kann auf eine akute oder chronische Prostatitis hinweisen.
- Unregelmäßige Verhärtungen: Ein Grund für weitere Abklärung, z. B. mittels PSA, Ultraschall oder Biopsie.
- Asymmetrie: Unterschiedliche Größe oder Konsistenz der Prostatahälften — oft auffällig.
Ein auffälliger Tastbefund führt nicht automatisch zu einer Diagnose von Prostatakrebs. Weitere Schritte können die PSA-Bestimmung, eine transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS) und gegebenenfalls eine gezielte Gewebeentnahme (Biopsie) sein. Die Biopsie gilt als diagnostischer Standard zur Klärung, wenn der Verdacht besteht.
Wann zum Arzt? Wenn Ihr Arzt einen unklaren oder auffälligen Befund dokumentiert, sollten Sie die empfohlenen Folgeuntersuchungen zeitnah wahrnehmen. Falls Sie selbst neue Symptome bemerken (z. B. Blut im Urin, unerklärliche Schmerzen), suchen Sie zeitnah medizinische Abklärung.
Weitere Informationen zu diagnostischen Schritten nach auffälliger Tastuntersuchung finden sich in den Übersichtsseiten zur Diagnostik und zur Biopsie unter Diagnose sowie Biopsie der Prostata.
Zusammenfassung und praktische Hinweise
Kernaussagen zur Prostata-Tastuntersuchung
Die Prostata-Tastuntersuchung (DRU) ist eine unkomplizierte, schnell durchführbare Methode zur ersten Beurteilung der Prostata. Sie liefert Informationen zu Größe, Konsistenz und Oberflächenveränderungen. Allerdings hat die Untersuchung Grenzen: Kleine oder seitlich gelegene Tumoren können unentdeckt bleiben. Deshalb werden Tastbefunde immer im Kontext mit anderen Untersuchungen bewertet.
Für Männer zwischen 45 und 70 Jahren ist die Tastuntersuchung ein sinnvolles Element der diagnostischen Abklärung bei Beschwerden oder im Vorsorgegespräch. Die Entscheidung für weiterführende Tests wie PSA-Bestimmung, Ultraschall oder Biopsie richtet sich nach dem Befund und dem individuellen Risikoprofil. Die Kommunikation mit dem behandelnden Urologen ist dabei zentral.
Praktische Tipps für Betroffene
- Seien Sie offen im Gespräch mit Ihrem Arzt über Symptome und familiäre Vorbelastungen.
- Bringen Sie vorhandene Befunde (z. B. PSA-Werte) zum Termin mit.
- Sprechen Sie Ängste und Schamgefühle an — Untersucher sind geschult und respektvoll.
- Bei Auffälligkeiten: Folgen Sie den empfohlenen, fachlichen Folgeuntersuchungen.
- Regelmäßige Vorsorgegespräche ermöglichen individuelle Entscheidungen zur Diagnostik.
Wann zum Arzt? Suchen Sie einen Arzt auf bei neuen Harnbeschwerden, Blut im Urin, unerklärlichem Gewichtsverlust oder Schmerzen im Unterleib. Bei plötzlichem Harnverhalt ist sofortige Notfallbehandlung erforderlich.
Abschließend: Die DRU ist ein nützliches, aber nicht alleiniges Werkzeug in der Prostata-Diagnostik. Ihre Aussagekraft hängt vom klinischen Kontext und weiteren Untersuchungen ab. Bei Fragen zur Bedeutung Ihres Befundes wenden Sie sich bitte an einen Urologen. Weiterführende Informationen über die Diagnostik und mögliche Maßnahmen finden Sie unter Diagnose und zur weiteren invasiven Abklärung unter Biopsie der Prostata sowie zu operativen Optionen unter Prostata-Operation.
Medizinischer Hinweis
Die Informationen auf dieser Seite dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte immer einen Arzt.
📚Wissenschaftliche Quellen
Die folgenden externen Quellen dienen als Grundlage für die in diesem Artikel präsentierten Informationen:
- 📋LeitlinieS2e-Leitlinie: Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-034
- Systematic review of the diagnostic accuracy of digital rectal examination for prostate cancerhttps://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20186266
- Krebsgeschehen in Deutschland – ausgewählte Indikationen (RKI)https://www.rki.de/DE/Content/Diagnoseregnet/Krebs/Krebs.html
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