Inkontinenz Nach Prostata Ausschälung
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Einleitung
Was ist mit „Prostata Ausschälung" gemeint?
Die Prostata-Ausschälung (auch „offene oder endoskopische Adenomenukleation" genannt) ist ein operatives Verfahren zur Entfernung eines größeren gutartigen Prostatateils bei ausgeprägtem benignem Prostatasyndrom (BPS). Bei diesem Eingriff wird der vergrößerte Prostataknoten, also das Adenom, ausgeschnitten oder endoskopisch enukleiert, während die Prostatakapsel erhalten bleibt. Im Vergleich zur radikalen Prostatektomie, die bei Prostatakrebs durchgeführt wird, bleibt hier in der Regel der äußere Prostatateil mit dem Schließmuskel erhalten.
Warum steht das Thema Inkontinenz im Fokus?
Inkontinenz nach Prostata-Ausschälung ist eine mögliche Komplikation, die Männer emotional und praktisch stark belastet. Das Thema betrifft vor allem Männer zwischen 40 und 70 Jahren, die sich wegen Harnverhalt, häufigem Wasserlassen oder anderen Beschwerden einer chirurgischen Therapie unterziehen. Obwohl viele Patienten nach der Operation eine Verbesserung der Beschwerden erleben, kann es in manchen Fällen zu dauerhaftem oder vorübergehendem Harnverlust kommen.
Was erwartet Sie in diesem Ratgeber?
Dieser Artikel erklärt neutral und evidenzbasiert die möglichen Ursachen, typische Symptome der Inkontinenz, die Häufigkeit, diagnostische Schritte sowie konservative und operative Behandlungsoptionen. Zudem finden Sie praktische Tipps für den Alltag und Hinweise, wann Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollten. Der Fokus liegt auf klaren Informationen ohne individuelle Diagnosen.
Konkrete Beispiele zur Einordnung
Beispiel 1: Ein 65-jähriger Patient hat nach endoskopischer Enukleation vorübergehend tropfenweisen Harnverlust beim Husten (stressbedingte Inkontinenz), der sich innerhalb von Wochen verbessert. Beispiel 2: Ein 72-Jähriger bemerkt nach offener Adenomenukleation anhaltende Dranginkontinenz mit häufigem nächtlichem Wasserlassen. Beide Verläufe erfordern unterschiedliche Abklärungen und Therapien.
Vorgehensweise und Hinweis
Im weiteren Verlauf werden Sie konkrete Zahlen, diagnostische Tests und Therapieoptionen finden. Bitte beachten Sie: Dieser Text ersetzt keine persönliche ärztliche Untersuchung. Bei Unsicherheit oder akuten Beschwerden sollten Sie rasch eine urologische Praxis oder Klinik aufsuchen.
Ursachen
Grundlegende Mechanismen
Die Entstehung einer Inkontinenz nach Prostata-Ausschälung hat meist mehrere Ursachen. Zentral sind Störungen des urethralen Schließmuskels (Sphinkter), Schädigungen der nervalen Versorgung sowie Veränderungen der Harnblase selbst. Bei der Adenomenukleation wird zwar die Prostatakapsel erhalten, doch kann es durch Manipulationen, Gewebsreizung oder postoperative Schwellungen zu vorübergehender oder seltener dauerhafter Funktionsstörung kommen.
Nervale und muskuläre Ursachen
Eine mögliche Ursache ist die vorübergehende oder dauerhafte Schädigung sensibler oder motorischer Nerven, die den Schließmuskel und die Blase versorgen. Auch eine Überdehnung des äußeren Schließmuskels durch Manipulation oder Katheter liegt häufig vor. Bei älteren Männern ist die Muskelkraft des Beckenbodens oft bereits reduziert, was das Risiko für anhaltende Beschwerden erhöht.
Blasenbedingte Ursachen
Parallel zu Schließmuskelproblemen kann die Blase selbst überempfindlich reagieren. Eine postoperative detrusorüberaktivität führt zu plötzlichem Harndrang und Dranginkontinenz. In manchen Fällen lag bereits vor der OP eine Restharnproblematik oder eine chronische Blasenüberdehnung vor, die durch die Operation nicht automatisch verschwindet.
Risikofaktoren im Überblick
Typische Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Inkontinenz nach dem Eingriff erhöhen können, sind:
- höheres Alter (z. B. über 65 Jahre),
- präoperative Restharnbildung und lange Beschwerdedauer,
- diabetische Neuropathie oder neurologische Erkrankungen,
- Adipositas und chronische Obstipation,
- umfangreiche oder komplizierte Operationen mit längerer Manipulationszeit,
- längere Katheterverweildauer nach OP,
- vorbestehende Drangbeschwerden oder Detrusorüberaktivität.
Beispiele und Zahlen (vorsichtig interpretiert)
Studien berichten, dass die Art der Operation, die Erfahrung des Operateurs und die Ausgangssituation des Patienten großen Einfluss haben. Bei vergleichbaren Eingriffen ist die Rate dauerhafter Stressinkontinenz nach einfacher Adenomenukleation tendenziell niedriger als nach radikaler Prostatektomie, dennoch können kurzfristige Beschwerden bei 10–30% auftreten. Langfristige Probleme sind seltener, jedoch nicht auszuschließen.
Praktischer Hinweis
Wenn Sie bestimmte Risikofaktoren bei sich sehen oder bereits vor der OP Probleme hatten, sollten Sie dies aktiv mit Ihrem Urologen besprechen. Eine genaue Vorabklärung hilft, das Risiko zu kalkulieren und geeignete Nachsorgemaßnahmen zu planen.
Symptome
Typische Beschwerdebilder
Nach einer Prostata-Ausschälung können unterschiedliche Formen der Harninkontinenz auftreten. Man unterscheidet vor allem:
- Stressinkontinenz (Undichtigkeiten bei Husten, Niesen, Heben),
- Dranginkontinenz (plötzlicher Harndrang mit möglichem ungewollten Harnverlust),
- gemischte Inkontinenz (Kombination aus Stress und Drang),
- Overflow-Inkontinenz (tropfenweiser Verlust bei Restharn),
- funktionelle Aspekte (z. B. Mobilitätseinschränkungen verschlechtern Versorgung).
Konkrete Symptome im Alltag
Typische Alltagssymptome sind das nächtliche Aufstehen wegen Harndrang (Nocturie), ungewolltes Verlieren von Urin beim Husten, ein plötzlicher starker Harndrang mit nur kurzer Vorwarnzeit und sichtbare Feuchtigkeit in der Unterwäsche. Manche Patienten berichten auch über häufiges, aber geringes Urinieren tagsüber sowie über Hautreizungen im Intimbereich.
Messbare Anzeichen und Schweregrade
Die Schwere lässt sich z. B. über den täglichen Pad-Verbrauch oder über standardisierte Tests beurteilen. Beispiele für Orientierungswerte:
- leichte Inkontinenz: 0–1 Pads/Tag oder nur bei Belastung,
- mittlere Inkontinenz: 1–3 Pads/Tag mit merklichen Einschränkungen,
- schwere Inkontinenz: >3 Pads/Tag oder ständiges nass sein.
Beobachtungen, die Sie dokumentieren sollten
Zur besseren Einschätzung sind folgende Angaben hilfreich, die Sie in einem Blasentagebuch notieren können:
- Anzahl der Toilettengänge pro Tag und in der Nacht,
- gefährliche Situationen (z. B. Husten, Treppensteigen),
- Menge und Häufigkeit der Undichtigkeiten (Pads/Tag),
- Begleitsymptome wie Schmerzen oder Fieber,
- Veränderungen durch Medikamente oder Flüssigkeitsaufnahme.
Praktische Beispiele
Ein konkretes Beispiel: Ein Patient notiert für drei Tage 8–10 Toilettengänge tagsüber, 2 nächtliche Gänge und 2 Pad-Wechsel pro Tag mit Undichtigkeit vor allem beim Husten. Diese Angaben sind für die ärztliche Beurteilung sehr wertvoll.
Wichtiger Hinweis
Sollten Symptome wie Fieber, starke Schmerzen oder plötzliches Unvermögen zu urinieren auftreten, ist eine sofortige ärztliche Abklärung nötig. Für chronische oder belastende Beschwerden ist ein Urologe der geeignete Ansprechpartner.
Häufigkeit
Allgemeine Häufigkeit und zeitlicher Verlauf
Die Häufigkeit von Inkontinenz nach Prostata-Ausschälung variiert in Abhängigkeit von Definitionskriterien, Beobachtungszeitraum und Studienpopulation. Kurz nach der Operation sind vorübergehende Beschwerden relativ häufig, da Schwellungen, Blutungen und eine vorübergehende Reizung der Blase auftreten können. Innerhalb von Wochen bis wenigen Monaten verbessert sich die Situation bei vielen Patienten deutlich.
Frühphase vs. Langzeit
Typischer Verlauf: In der frühen postoperativen Phase (erste Tage bis Wochen) berichten bis zu mehrere zehn Prozent der Patienten über leichte bis mittlere Undichtigkeiten. Dieser Anteil nimmt in den ersten 3–6 Monaten deutlich ab. Langfristig persistierende Inkontinenz ist seltener und wird in verschiedenen Studien unterschiedlich mit typischerweise einstelligen Prozentzahlen beschrieben. Die genauen Zahlen hängen von Operationsmethode, Patientenselektion und Messmethode ab.
Vergleich zu anderen Prostata-Operationen
Im Vergleich zur radikalen Prostatektomie, bei der der komplette Prostatakörper entfernt wird, sind die Raten dauerhafter Inkontinenz nach einer Adenomenukleation in der Regel niedriger. Bei radikaler Prostatektomie berichten Studien über deutlich variierende Inkontinenzraten (je nach Definition 5–40% langfristig). Deshalb ist es wichtig, die jeweilige Operationsart bei der Interpretation von Zahlen zu berücksichtigen.
Faktoren, die die Häufigkeit beeinflussen
Wichtige Einflussgrößen sind:
- Alter der Patienten,
- Vorhandensein präoperativer Blasenfunktionsstörungen,
- Operationsumfang und Technik (offen vs. endoskopisch),
- Erfahrung des Operateurs,
- postoperative Komplikationen wie Infektion oder Blutung,
- dauerhafte Nervenschädigungen.
Konkrete Beispiele aus der Praxis
Ein praktisches Beispiel: In einer Gruppe von 100 Patienten kann es kurzfristig 15–30 Männer mit vorübergehender Inkontinenz geben; nach 12 Monaten bleiben vielleicht 2–8 Männer mit relevanter Restinkontinenz. Solche Intervalle sind als Orientierungswerte zu verstehen, nicht als feste Vorhersage für den Einzelfall.
Hinweis zur Interpretation
Wenn Sie konkrete Zahlen zu Ihrer geplanten OP wünschen, fragen Sie nach den Erfahrungen Ihres Operateurs und nach institutionellen Daten. Diese helfen, das individuelle Risiko besser einzuschätzen.
Wann zum Arzt?
Allgemeine Handlungsempfehlung
Wann sollten Sie Ihren Arzt kontaktieren? Nach einer Prostata-Ausschälung ist es normal, zeitweise vermehrt Wasserlassen oder kleine Undichtigkeiten zu bemerken. Trotzdem gibt es eindeutige Situationen, in denen eine rasche ärztliche Abklärung nötig ist. Suchen Sie umgehend eine urologische Notfallambulanz oder Ihren behandelnden Urologen auf, wenn akute Warnzeichen auftreten.
Akute Notfälle und rote Flaggen
Unverzüglich ärztliche Hilfe ist erforderlich bei:
- plötzlichem Unvermögen zu urinieren (Harnverhalt),
- starken Schmerzen im Unterbauch oder in der Leistengegend,
- hohem Fieber (>38°C) nach der OP, das auf eine Infektion hindeuten kann,
- massiver blutiger Harnabgang oder blutig-schwarzer Urin,
- starker Austritt von Urin an der Operationsstelle oder am Katheteranschluss.
Wann zur regulären Vorstellung beim Urologen
Vereinbaren Sie zeitnah (innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen) einen Termin, wenn:
- die Inkontinenz mehrere Wochen anhält und Sie im Alltag stark einschränkt,
- Sie dauernd mehr als 1–2 Pads pro Tag benötigen oder eine Verschlechterung bemerken,
- Hautreizungen oder Wundheilungsstörungen durch Harnkontakt auftreten,
- Sie Anzeichen einer Blasenentleerungsstörung (unvollständiges Entleeren) haben,
- Sie Fragen zu konservativen Therapien wie Beckenbodentraining, Medikamenten oder Hilfsmitteln haben.
Zeitfenster für operative Klärung
Für operative Korrekturen, z. B. Implantation eines kunstlichen Schließmuskels oder Sling-Verfahren, empfehlen Urologen meist eine abwartende Phase von mindestens 3–6 Monaten konservativer Therapie, sofern keine schwere Belastungslage vorliegt. Sollte die Inkontinenz danach fortbestehen und die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt sein, ist eine Überweisung an ein spezialisiertes Zentrum sinnvoll.
Praktische Kommunikations-Tipps
Bereiten Sie für den Arztbesuch Unterlagen vor: ein 3-Tage-Blasentagebuch, Angaben zum Pad-Verbrauch, bisherige Medikamente und Vorerkrankungen. Dies erleichtert die Einschätzung und beschleunigt die Planung weiterer Schritte.
Formaler Hinweis
Bei Unsicherheit oder akuten Problemen zögern Sie nicht, ärztlichen Rat einzuholen. Dieser Text ersetzt keine Untersuchung vor Ort und keine Notfallversorgung.
Diagnose
Erste Schritte: Anamnese und Basisuntersuchungen
Die diagnostische Abklärung einer Inkontinenz nach Prostata-Ausschälung beginnt mit einer ausführlichen Anamnese. Wichtige Punkte sind Beginn und Verlauf der Beschwerden, genaue Beschreibung des Harnverlusts (Stress, Drang, Mischform), Begleitsymptome, Medikamente und vorbestehende urologische Probleme. Typischerweise ergänzen allgemeine Untersuchungen wie Urinstatus, körperliche Untersuchung sowie eine rektale Untersuchung die Basisdiagnostik.
Blasentagebuch und standardisierte Fragebögen
Ein Blasentagebuch (z. B. 3 Tage) und standardisierte Fragebögen wie der IPSS (International Prostate Symptom Score) helfen, das Problem objektiv zu erfassen. Das Tagebuch gibt Aufschluss über Trinkverhalten, Frequenz, Urinmengen und Pad-Verbrauch. Der 1-Stunden- oder 24-Stunden-Pad-Test liefert eine quantitative Messung des Harnverlustes in Gramm.
Apparative Diagnostik
Zur weiteren Klärung können folgende Untersuchungen erfolgen:
- Blasensonographie zur Bestimmung des Restharns (post-void residual, PVR),
- Uroflowmetrie zur Messung von Harnstrahl und Flussrate,
- Zystoskopie zur Betrachtung der Harnröhre und Blase bei unklaren Befunden,
- Urodynamische Untersuchungen (Multichannel-Urodynamik) bei unklarer oder therapieresistenter Inkontinenz,
- Neurologische Basisabklärung bei Verdacht auf zentrale oder periphere Ursachen.
Was sagt welche Untersuchung aus?
Die Uroflowmetrie zeigt, ob ein Harnabflussproblem besteht. Ein hoher Restharn (>100 ml) kann auf eine unvollständige Blasenentleerung hinweisen. Die Urodynamik klärt, ob eine Detrusorüberaktivität vorliegt oder die Inkontinenz primär durch sphinkterische Insuffizienz bedingt ist. Die Endoskopie dient dem Ausschluss von Harnröhrenstrikturen oder verbliebenen prostataresten, die mechanisch stören könnten.
Beispielhafter diagnostischer Ablauf
Ein patientenorientiertes Beispiel: Nach anfänglicher Anamnese wird ein 3-Tage-Blasentagebuch erstellt, ein Urinstatus veranlasst, und die PVR gemessen. Bei weiterhin unklaren oder schweren Beschwerden folgt eine Urodynamik. Bei dokumentierter sphinkterischer Insuffizienz werden operative Optionen besprochen; bei Detrusorüberaktivität zunächst konservative und medikamentöse Therapien.
Wichtiger Hinweis
Die Auswahl der Untersuchungen richtet sich nach individueller Beschwerdeschwere, Vorerkrankungen und dem Verlauf. Besprechen Sie die geplanten Tests mit Ihrem Urologen, um unnötige Untersuchungen zu vermeiden und relevante Befunde zeitgerecht zu erhalten.
Behandlung
Grundprinzipien der Behandlung
Die Therapie der Inkontinenz nach Prostata-Ausschälung richtet sich nach Art (Stress, Drang, gemischt), Schweregrad und der Dauer der Beschwerden. In vielen Fällen beginnen Ärzte konservativ, vor allem wenn es sich um eine frühe, post-operative Phase handelt. Entscheidungsfaktoren sind Patientenwunsch, Begleiterkrankungen und die Ausprägung der Lebensqualitätsminderung.
Konservative Maßnahmen
Konservative Therapien sind oft erste Wahl und umfassen:
- Beckenbodentraining unter Anleitung (physiotherapeutisch oder biofeedbackgestützt),
- Blasentraining und geplante Toilettengänge,
- gezielte Gewichtsreduktion bei Übergewicht,
- Anpassung der Flüssigkeitszufuhr sowie Verzicht auf reizende Substanzen (Koffein, Alkohol),
- Inkontinenzhilfen wie Slipeinlagen oder spezialisierte Männer-Pads zur Hautprotektion.
Medikamentöse Optionen
Bei vorherrschender Dranginkontinenz kommen Wirkstoffe wie Antimuskarinika oder Beta-3-Agonisten zum Einsatz, die die Blasenaktivität dämpfen können. Bei Stressdominanz sind medikamentöse Optionen limitiert, hier stehen operative Maßnahmen stärker im Fokus. Medikamente sollten individuell und unter ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden, da Nebenwirkungen möglich sind.
Operative Therapien
Operative Verfahren sind zu erwägen, wenn nach ausreichender konservativer Phase (häufig 3–6 Monate) weiterhin eine belastende Inkontinenz besteht. Mögliche Eingriffe sind:
- Einlage eines männlichen Sling-Systems (zur Unterstützung des Schließmuskels),
- Implantation eines künstlichen Harnröhrenschließmuskels (AUS) bei schweren Fällen,
- Urethrale Bulking-Agents (Aufpolsterung) bei leichter bis moderater Inkontinenz,
- Neuromodulation (z. B. sakrale Neuromodulation) bei bestimmten Drangformen,
- Seltene Revisionsoperationen beim Nachweis technischer Ursachen (z. B. Striktur).
Erwartungen und Erfolgsaussichten
Operative Verfahren zeigen je nach Methode unterschiedlich gute Ergebnisse: Slings können bei geeigneter Indikation die Lebensqualität deutlich verbessern; der AUS erzielt in der Regel hohe Trockenheitsraten bei schweren Fällen. Dennoch sind Operationsentscheidungen individuell zu treffen und mit möglichen Komplikationen zu gewichten.
Praktische Hinweise
Bevor operative Maßnahmen erwogen werden, sollten konservative Therapien ausgeschöpft und die genaue Ursache durch Diagnostik (z. B. Urodynamik) geklärt sein. Viele Patienten profitieren zusätzlich von spezialisierter Physiotherapie und psychologischer Unterstützung bei Beeinträchtigung der Lebensqualität. Für Erfahrungsberichte und weitere Informationen können Sie sich ergänzend Erfahrungsberichte zu ähnlichen Eingriffen ansehen, z. B. die Seite zu Erfahrungen nach Prostata-OP oder grundsätzliche Informationen zur Inkontinenz nach Prostata-OP.
Tipps
Alltagstipps für Betroffene
Praktische Maßnahmen können den Umgang mit Inkontinenz erleichtern und die Lebensqualität verbessern. Oft lassen sich Beschwerden durch einfache Änderungen des Alltagsmanagements reduzieren, bevor invasivere Maßnahmen nötig werden. Nachfolgend finden Sie strukturierte und konkret umsetzbare Empfehlungen.
Konkrete Maßnahmen und Übungsprogramme
Beckenbodentraining ist zentral. Ein einfaches Trainingsschema lautet:
- 3-mal täglich je 3 Sätze mit 8–12 Kontraktionen;
- jede Kontraktion 6–10 Sekunden halten, zwischen den Sätzen 30–60 Sekunden Pause;
- zusätzlich kurze Schnellkontraktionen für Situationen mit plötzlichem Husten oder Niesen;
- Begleitung durch eine physiotherapeutische Einheit oder Biofeedback steigert die Erfolgschancen;
- Geduld: deutliche Verbesserungen zeigen sich oft nach 6–12 Wochen.
Flüssigkeits- und Ernährungsmanagement
Ein strukturierter Umgang mit Flüssigkeitszufuhr hilft: Vermeiden Sie übermäßigen Konsum von koffeinhaltigen Getränken und Alkohol, die die Blase reizen können. Verteilen Sie die Trinkmenge gleichmäßig über den Tag, statt große Mengen auf einmal zu trinken. Ballaststoffreiche Kost beugt Verstopfung vor, die den Beckenboden belastet.
Hilfsmittel und Alltagsschutz
Wählen Sie passende Hilfsmittel: Männerpads, saugfähige Unterwäsche oder spezielle Einlagen können die Hygiene verbessern und Hautreizungen reduzieren. Achten Sie auf atmungsaktive Materialien und häufigen Wechsel. Bei intermittierendem Urinverlust kann ein gezielter Schutz während längerer Ausflüge sinnvoll sein.
Verhaltensweisen und kleine Tricks
- Planen Sie bei längeren Aktivitäten regelmäßige Toilettenpausen,
- verwenden Sie Kompressionsstrümpfe oder Hilfsmittel nur nach ärztlicher Rücksprache,
- lernen Sie die „Squeeze“-Technik (schnelle Beckenbodenkontraktion) für plötzliche Drangattacken,
- vermeiden Sie schwere Lasten oder starkes Pressen beim Stuhlgang,
- halten Sie eine Notfalltasche mit Ersatzwäsche und Pads bereit.
Psychosoziale Aspekte
Inkontinenz ist belastend und kann das Selbstwertgefühl beeinträchtigen. Sprechen Sie offen mit Ihrem Partner, Freunden oder mit Selbsthilfegruppen. Psychologische Beratung oder Gesprächsangebote können helfen, Ängste zu reduzieren und den Umgang mit der Situation zu verbessern.
Hinweis zur Beratung
Bei Fragen zur passenden Inkontinenzausstattung oder zu individuellem Training empfiehlt sich die Beratung durch einen Urologen, eine spezialisierte Physiotherapie oder eine Inkontinenzberatung. So erhalten Sie auf Ihre Bedürfnisse zugeschnittene Maßnahmen.
Zusammenfassung
Kernaussagen auf einen Blick
Die Inkontinenz nach Prostata-Ausschälung ist eine mögliche, meist zeitlich begrenzte Folge einer Operation zur Behandlung einer deutlich vergrößerten Prostata. Ursachen sind multifaktoriell: Schädigung oder Überdehnung des Schließmuskels, nervale Störungen oder funktionelle Veränderungen der Blase spielen eine Rolle. Die meisten Beschwerden bessern sich in den ersten Monaten nach der Operation.
Diagnose und erster Umgang
Die Abklärung umfasst Anamnese, Blasentagebuch, Urinstatus, Sonographie des Restharns und ggf. Urodynamik. Konservative Maßnahmen wie Beckenbodentraining, Blasentraining und Lebensstiländerungen sind initial empfohlen. Wichtig sind geduldiges Üben und die Dokumentation des Verlaufs mit Pad-Zahlen und Tagebuch.
Therapieoptionen und Perspektiven
Bei anhaltender oder schwerer Inkontinenz können operative Verfahren wie Slings oder der künstliche Harnröhrenschließmuskel in spezialisierten Zentren erwogen werden. Die Wahl der Therapie richtet sich nach Ursache, Schweregrad und dem Einfluss auf die Lebensqualität. Viele Männer erreichen durch abgestufte Behandlungswege eine deutliche Verbesserung.
Praktische Empfehlung
Wenn Sie betroffen sind: Dokumentieren Sie Ihre Beschwerden, versuchen Sie konservative Maßnahmen über mindestens 3 Monate und suchen Sie bei anhaltender Beeinträchtigung eine spezialisierte urologische Abklärung. Bei akuten Warnzeichen wie Harnverhalt, Fieber oder starken Schmerzen ist eine sofortige medizinische Vorstellung erforderlich.
Weiterführende Informationen
Für weiterführende Informationen zu Inkontinenz nach Prostataoperationen können die Seiten zur Inkontinenz nach Prostata-OP und zu verändertem Harndrang nach Prostata-Bestrahlung hilfreich sein. Erfahrungsberichte von Betroffenen können zusätzliche praktische Perspektiven liefern, z. B. auf der Seite zu Erfahrungen nach Prostata-OP.
Abschließender Hinweis
Dieser Text bietet ausführliche, neutrale Informationen, ersetzt jedoch nicht die individuelle Beratung und Untersuchung. Bei Unsicherheiten oder starken Beschwerden wenden Sie sich bitte an Ihren Urologen.
Medizinischer Hinweis
Die Informationen auf dieser Seite dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte immer einen Arzt.
📚Wissenschaftliche Quellen
Die folgenden externen Quellen dienen als Grundlage für die in diesem Artikel präsentierten Informationen:
- 📋LeitlinieS2e-Leitlinie: Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-034
- Review: Urinary incontinence after prostate surgery — epidemiology, pathophysiology and managementhttps://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25879956/
- 📊StudieClinical trial/meta-analysis: Pelvic floor muscle training for urinary incontinence in men after prostate surgeryhttps://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20644519/
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