Prostata Wofür
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Einleitung: Die Prostata – Ein unterschätztes Organ mit lebenswichtigen Funktionen
Viele Männer stellen sich erst dann die Frage „Prostata wofür?‟, wenn erste Beschwerden auftreten oder der Arzt bei einer Routineuntersuchung Auffälligkeiten feststellt. Dabei handelt es sich bei der Prostata um ein faszinierendes Organ, das eine zentrale Rolle für die männliche Gesundheit, Fortpflanzung und Lebensqualität spielt. Statistisch gesehen wird sich fast jeder zweite Mann ab 50 Jahren früher oder später mit diesem kleinen, aber bedeutsamen Organ auseinandersetzen müssen – sei es im Rahmen der Vorsorge oder aufgrund von Beschwerden.
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, ist etwa so groß wie eine Kastanie und wiegt bei gesunden jungen Männern rund 20 Gramm. Sie liegt unterhalb der Harnblase und umschließt ringförmig den oberen Teil der Harnröhre. Diese strategische Position erklärt auch, warum Prostataprobleme häufig mit Beschwerden beim Wasserlassen einhergehen. Was viele nicht wissen: Die Prostata ist keineswegs nur ein „lästiges Anhängsel‟, das im Alter Probleme bereitet, sondern ein hochspezialisiertes Organ mit mehreren unverzichtbaren Funktionen.
Ein häufiges Szenario in urologischen Praxen: Männer berichten über häufigen Harndrang, nächtliche Toilettengänge oder einen schwächer werdenden Harnstrahl – und sind überrascht zu erfahren, dass diese Symptome oft mit der Prostata zusammenhängen. Tatsächlich betrifft die gutartige Prostatavergrößerung, medizinisch benigne Prostatahyperplasie (BPH) genannt, etwa 50% der Männer über 50 Jahre und bis zu 90% der Männer über 80 Jahre. Diese Zahlen verdeutlichen, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit diesem Organ und seinen Funktionen auseinanderzusetzen.
Doch die Prostata ist weit mehr als nur eine potenzielle Quelle für Beschwerden im Alter. Sie erfüllt essentielle Aufgaben für die männliche Fortpflanzung, produziert wichtige Bestandteile der Samenflüssigkeit und trägt zur sexuellen Funktion bei. Darüber hinaus spielt sie eine Rolle im komplexen Zusammenspiel der männlichen Hormone. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie detailliert, wofür die Prostata zuständig ist, wie sie funktioniert, welche Probleme auftreten können und wie Sie durch gezielte Vorsorge Ihre Prostata-Gesundheit langfristig erhalten können. Unser Ziel ist es, Ihnen fundiertes medizinisches Wissen verständlich zu vermitteln und Sie zu befähigen, informierte Entscheidungen für Ihre Gesundheit zu treffen.
Definition: Was ist die Prostata genau?
Die Prostata (medizinisch: Prostata oder Glandula prostatica) ist eine akzessorische Geschlechtsdrüse, die ausschließlich bei Männern vorkommt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Vorsteher‟ oder „Vordermann‟ – ein Name, der sich auf die anatomische Lage vor der Harnblase bezieht. Diese kastaniengroße Drüse gehört zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen und ist fest in das urogenitale System integriert.
Anatomische Einordnung und Struktur
Die Prostata ist ein drüsig-muskuläres Organ, das aus zwei unterschiedlichen Gewebetypen besteht: etwa 30-50% bestehen aus Drüsengewebe, das für die Produktion von Sekreten zuständig ist, während der Rest aus glatter Muskulatur und Bindegewebe besteht. Diese Kombination ist funktionell bedeutsam: Das Drüsengewebe produziert das Prostatasekret, während die Muskulatur dieses Sekret während der Ejakulation in die Harnröhre presst. Die Prostata lässt sich anatomisch in verschiedene Zonen einteilen, wobei die Zoneneinteilung nach McNeal am gebräuchlichsten ist:
- Periphere Zone: Macht etwa 70% des Drüsengewebes aus und ist die Zone, in der die meisten Prostatakarzinome (etwa 70-80%) entstehen. Diese Zone ist bei der rektalen Tastuntersuchung gut erreichbar.
- Zentrale Zone: Umfasst etwa 25% des Drüsengewebes und umgibt die Samenleiterausführungsgänge. Hier entstehen nur etwa 5-10% der Prostatakarzinome.
- Transitionalzone: Macht nur etwa 5% des Drüsengewebes bei jungen Männern aus, wächst aber im Alter und ist der Hauptentstehungsort der benignen Prostatahyperplasie (BPH). Diese Zone umgibt die Harnröhre direkt.
- Anteriore fibromuskuläre Zone: Besteht hauptsächlich aus Muskel- und Bindegewebe, enthält kaum Drüsengewebe und hat keine direkte klinische Bedeutung.
Größe und Entwicklung im Lebensverlauf
Die normale Prostata eines erwachsenen Mannes wiegt etwa 20-25 Gramm und misst circa 3 cm in der Länge, 4 cm in der Breite und 2 cm in der Tiefe. Interessanterweise durchläuft die Prostata zwei Hauptwachstumsphasen: Die erste findet während der Pubertät statt, wenn unter dem Einfluss steigender Testosteronwerte die Prostata ihre volle funktionelle Reife erreicht. Die zweite Wachstumsphase beginnt typischerweise ab dem 40. Lebensjahr und setzt sich kontinuierlich fort. Dieses altersbedingte Wachstum betrifft hauptsächlich die Transitionalzone und führt zur benignen Prostatahyperplasie.
Bei einer ausgeprägten BPH kann die Prostata auf das Drei- bis Vierfache ihrer normalen Größe anwachsen und ein Gewicht von 100 Gramm oder mehr erreichen. Wichtig zu verstehen ist: Eine vergrößerte Prostata ist nicht automatisch krankhaft, sondern kann ein natürlicher Teil des Alterungsprozesses sein. Allerdings führt die Vergrößerung aufgrund der anatomischen Lage häufig zu Beschwerden beim Wasserlassen.
Histologische Besonderheiten
Mikroskopisch betrachtet besteht das Drüsengewebe der Prostata aus 30-50 tubuloalveolären Einzeldrüsen, die von einer Kapsel aus Bindegewebe und glatter Muskulatur umgeben sind. Diese Drüsen münden über 15-30 Ausführungsgänge in die Harnröhre. Das Epithel, das die Drüsengänge auskleidet, ist hormonabhängig und reagiert empfindlich auf Veränderungen im Hormonhaushalt, insbesondere auf Dihydrotestosteron (DHT), ein Stoffwechselprodukt des Testosterons.
Die Prostata ist von einer derben Kapsel umgeben, die chirurgisch bedeutsam ist und bei operativen Eingriffen als Orientierungsstruktur dient. Innerhalb dieser Kapsel verlaufen zahlreiche Nerven und Blutgefäße, die für die Funktion des Organs und für die sexuelle Funktion des Mannes essentiell sind. Die neurovaskulären Bündel, die seitlich der Prostata verlaufen, sind besonders wichtig für die Erektion – ein Aspekt, der bei Prostataoperationen besondere Beachtung findet.
Gut zu wissen: Die Prostata ist das einzige Organ beim Mann, das im Laufe des Lebens kontinuierlich weiterwächst. Während die meisten anderen Organe nach der Pubertät ihre endgültige Größe erreichen, bleibt die Prostata ein dynamisches Gewebe, das auf hormonelle Einflüsse reagiert und sich anpasst.
Funktion: Wofür ist die Prostata zuständig?
Die Frage „Prostata wofür?‟ lässt sich am besten beantworten, indem man die vielfältigen Funktionen dieses Organs betrachtet. Entgegen der weit verbreiteten Annahme, die Prostata sei nur für ältere Männer relevant, wenn Probleme auftreten, erfüllt sie von der Geschlechtsreife an bis ins hohe Alter lebenswichtige Aufgaben. Ihre Hauptfunktionen lassen sich in drei Kernbereiche gliedern: die Produktion von Samenflüssigkeit, die Beteiligung an der Ejakulation und die Rolle im Hormonstoffwechsel.
Produktion der Samenflüssigkeit (Prostatasekret)
Die wichtigste und bekannteste Funktion der Prostata ist die Produktion eines milchig-trüben Sekrets, das einen wesentlichen Bestandteil der Samenflüssigkeit (Ejakulat) darstellt. Das Prostatasekret macht etwa 20-30% des gesamten Ejakulatvolumens aus – ein Anteil, der häufig unterschätzt wird. Bei jedem Samenerguss werden etwa 0,5 bis 1,5 Milliliter Prostatasekret beigesteuert. Dieses Sekret ist keineswegs nur ein „Füllmaterial‟, sondern erfüllt mehrere hochspezialisierte Funktionen für die männliche Fortpflanzung.
Das Prostatasekret hat eine dünnflüssige, leicht alkalische Konsistenz mit einem pH-Wert von etwa 6,4 bis 6,8. Diese leicht basische Eigenschaft ist von entscheidender Bedeutung: Das saure Milieu der Vagina (pH 3,8-4,5) würde Spermien schnell abtöten, wenn das Prostatasekret nicht für einen pH-Ausgleich sorgen würde. Durch die Neutralisierung der Vaginalsäure schafft das Prostatasekret optimale Überlebensbedingungen für die Spermien und ermöglicht überhaupt erst ihre Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit.
Zusammensetzung und Wirkstoffe des Prostatasekrets
Die chemische Zusammensetzung des Prostatasekrets ist komplex und enthält zahlreiche bioaktive Substanzen, die jeweils spezifische Funktionen erfüllen:
- Prostata-spezifisches Antigen (PSA): Dieses Enzym verflüssigt das zunächst dickflüssige Ejakulat etwa 10-20 Minuten nach dem Samenerguss. Dieser Prozess ist essentiell, damit die Spermien aus dem Samenkoagulum freigesetzt werden und sich im weiblichen Genitaltrakt fortbewegen können. PSA ist übrigens derselbe Marker, der bei Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchungen im Blut gemessen wird.
- Zitronensäure (Citrat): Die Prostata produziert hohe Konzentrationen an Zitronensäure, die als Energiequelle für die Spermien dient. Der Citrat-Gehalt im Prostatasekret ist etwa 600-mal höher als im Blut – ein bemerkenswerter Unterschied.
- Zink: Die Prostata enthält die höchste Zinkkonzentration aller Organe im menschlichen Körper. Zink wirkt antibakteriell, schützt die Spermien-DNA vor oxidativen Schäden und stabilisiert die Spermienmembran.
- Spermin und Spermidin: Diese Polyamine tragen zum charakteristischen Geruch der Samenflüssigkeit bei und haben antioxidative Eigenschaften, die die Spermien vor Schäden schützen.
- Enzyme: Neben PSA produziert die Prostata weitere Enzyme wie saure Phosphatase und Beta-Glucuronidase, die verschiedene Funktionen bei der Spermienreifung und -funktion erfüllen.
- Prostaglandine: Diese hormonähnlichen Substanzen beeinflussen die Kontraktionen der glatten Muskulatur im weiblichen Genitaltrakt und können so die Spermienreise zur Eizelle fördern.
- Immunglobuline: Verschiedene Antikörper im Prostatasekret bieten einen gewissen Schutz vor Infektionen.
- Cholesterin und Phospholipide: Diese Substanzen stabilisieren die Spermienmembranen und sind wichtig für deren Funktion.
Mechanische Funktion bei der Ejakulation
Die Prostata ist nicht nur eine Produktionsstätte, sondern auch ein aktiv an der Ejakulation beteiligter Muskelapparat. Die glatte Muskulatur, die etwa 50% der Prostatamasse ausmacht, kontrahiert während des Orgasmus rhythmisch und presst das Prostatasekret zusammen mit den Spermien aus den Nebenhoden und dem Sekret der Samenbläschen in die Harnröhre. Dieser Vorgang erfolgt in Millisekunden und wird durch das unwillkürliche (autonome) Nervensystem gesteuert.
Gleichzeitig verschließt der Schließmuskel am Blasenhals (innerer Blasenschließmuskel) die Harnblase, sodass während der Ejakulation kein Urin in die Harnröhre gelangen kann und umgekehrt keine Samenflüssigkeit in die Blase zurückfließt. Diese Koordination ist ein präzises Zusammenspiel verschiedener Muskelgruppen und Nervenimpulse. Störungen in diesem System können zu Problemen wie der retrograden Ejakulation führen, bei der die Samenflüssigkeit in die Harnblase statt nach außen gelangt.
Rolle im Hormonstoffwechsel
Eine weniger bekannte, aber wichtige Funktion der Prostata betrifft den Hormonstoffwechsel. Die Prostata ist kein hormonproduzierendes Organ im eigentlichen Sinne, aber sie ist ein Zielorgan für männliche Geschlechtshormone und spielt eine aktive Rolle in deren Stoffwechsel. In den Prostatazellen wird das Enzym 5-Alpha-Reduktase gebildet, das Testosteron in das biologisch deutlich aktivere Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. DHT ist etwa fünfmal wirksamer als Testosteron und bindet stärker an die Androgenrezeptoren in den Prostatazellen.
Dieser Umwandlungsprozess ist für die normale Entwicklung und Funktion der Prostata essentiell. Gleichzeitig spielt er aber auch eine zentrale Rolle bei der Entstehung der benignen Prostatahyperplasie im Alter. Mit zunehmendem Alter steigt die Empfindlichkeit der Prostata gegenüber DHT, was zu verstärktem Zellwachstum führen kann. Diese Erkenntnis bildet die Grundlage für eine wichtige Medikamentengruppe zur Behandlung der vergrößerten Prostata: die 5-Alpha-Reduktase-Hemmer, die die Umwandlung von Testosteron zu DHT blockieren und so das Prostatawachstum bremsen können.
Einfluss auf die Harnkontrolle
Obwohl die Prostata selbst nicht direkt an der Harnkontrolle beteiligt ist, hat ihre Lage erheblichen Einfluss auf die Blasenfunktion. Da sie die Harnröhre ringförmig umschließt, kann eine Vergrößerung der Prostata die Harnröhre einengen und zu Beschwerden beim Wasserlassen führen. Die glatte Muskulatur der Prostata trägt zudem zum Tonus des Blasenhalses bei und beeinflusst damit indirekt die Harnkontinenz. Bei manchen Männern kann eine überaktive Prostatamuskulatur zu einer verstärkten Anspannung im Bereich des Blasenhalses führen, was den Harnfluss erschwert.
Medizinischer Hinweis: Die vielfältigen Funktionen der Prostata erklären, warum Erkrankungen dieses Organs sich auf so unterschiedliche Bereiche auswirken können – von der Fortpflanzungsfähigkeit über die Blasenfunktion bis hin zur sexuellen Funktion. Ein ganzheitliches Verständnis dieser Zusammenhänge ist wichtig für die Beurteilung und Behandlung von Prostatabeschwerden.
Bedeutung für die sexuelle Funktion
Die Prostata spielt eine wichtige Rolle für die sexuelle Gesundheit des Mannes. Neben ihrer direkten Beteiligung an der Ejakulation tragen die Kontraktionen der Prostatamuskulatur zum orgasmischen Erleben bei. Viele Männer berichten, dass die rhythmischen Kontraktionen der Prostata als besonders lustvoll empfunden werden. Zudem verlaufen die für die Erektion wichtigen neurovaskulären Bündel unmittelbar an der Prostata vorbei. Operationen oder Erkrankungen der Prostata können daher auch die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen, wenn diese empfindlichen Nervenstrukturen geschädigt werden. Mehr zur Prostata und sexuellen Funktion erfahren Sie auf unseren spezialisierten Seiten.
Anatomie: Lage und Aufbau der Prostata
Um zu verstehen, warum Prostataprobleme bestimmte Symptome verursachen, ist ein Blick auf die genaue anatomische Lage und den strukturellen Aufbau dieses Organs unerlässlich. Die Prostata nimmt eine strategische Position im männlichen Becken ein, die ihre Funktionen ermöglicht, aber auch erklärt, warum Veränderungen ihrer Größe so deutliche Auswirkungen haben können.
Topografische Lage im kleinen Becken
Die Prostata liegt im unteren Bereich des kleinen Beckens, unmittelbar unterhalb der Harnblase und oberhalb des Beckenbodens. Sie umschließt ringförmig den ersten Abschnitt der Harnröhre (Urethra), der direkt aus der Blase austritt. Diese anatomische Beziehung ist von zentraler Bedeutung: Während die Harnröhre bei Frauen nur etwa 3-5 cm lang ist, misst sie beim Mann 20-25 cm und durchquert auf ihrem Weg nach außen die gesamte Prostata. Der durch die Prostata verlaufende Abschnitt wird als Pars prostatica der Harnröhre bezeichnet und ist etwa 3-4 cm lang.
Nach hinten grenzt die Prostata direkt an den Enddarm (Rektum), von dem sie nur durch eine dünne Gewebsschicht getrennt ist. Diese enge Nachbarschaft macht sich die Medizin bei der digital-rektalen Untersuchung (DRU) zunutze: Der Arzt kann mit dem Finger durch die Darmwand hindurch die hintere Fläche der Prostata tasten und dabei Größe, Konsistenz und Oberflächenbeschaffenheit beurteilen. Etwa 70% der Prostatadrüse sind auf diese Weise tastbar. Diese Untersuchung ist ein wichtiger Bestandteil der Prostatakrebs-Früherkennung, auch wenn sie von vielen Männern als unangenehm empfunden wird. Mehr über diese und andere Untersuchungsmethoden der Prostata finden Sie in unserem ausführlichen Ratgeber.
Beziehung zu Nachbarstrukturen
Die anatomischen Beziehungen der Prostata zu ihren Nachbarstrukturen sind komplex und klinisch äußerst relevant:
- Zur Harnblase: Die Prostatabasis liegt direkt am Blasenhals an. Bei einer Prostatavergrößerung kann die wachsende Drüse in die Blase hineinragen und deren Entleerung behindern. In manchen Fällen bildet sich dabei ein sogenannter Mittellappen, der wie ein Ventil den Blasenausgang blockiert.
- Zum Rektum: Die hintere Fläche der Prostata liegt dem Rektum so nahe an, dass sie rektal tastbar ist. Diese Beziehung ist auch für die transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS) wichtig, bei der eine Ultraschallsonde über den Enddarm eingeführt wird, um die Prostata detailliert darzustellen.
- Zu den Samenleitern: Die beiden Samenleiter (Ductus deferentes) durchdringen die Prostata von hinten-oben und münden zusammen mit den Ausführungsgängen der Samenbläschen auf einem kleinen Hügel (Colliculus seminalis) in die Harnröhre. Diese anatomische Konstellation erklärt, warum Prostataentzündungen manchmal auch die Samenwege betreffen können.
- Zu den neurovaskulären Bündeln: Seitlich der Prostata, eingebettet in eine bindegewebige Hülle, verlaufen die für die Erektion zuständigen Nerven und Blutgefäße. Bei radikalen Prostataoperationen, etwa bei Prostatakrebs, besteht das Risiko, diese Strukturen zu verletzen, was zu Erektionsstörungen führen kann. Moderne nerve-sparing Operationstechniken versuchen, diese Strukturen zu schonen.
- Zum Beckenboden: Die Prostata liegt dem Beckenboden direkt auf und ist durch Bänder und Bindegewebe mit ihm verbunden. Der äußere Schließmuskel der Harnröhre verläuft unmittelbar unterhalb der Prostata und ist für die willkürliche Harnkontinenz verantwortlich.
Innerer Aufbau und Zonengliederung
Wie bereits in der Definition erwähnt, lässt sich die Prostata in verschiedene anatomische Zonen einteilen. Diese Zoneneinteilung nach McNeal aus dem Jahr 1981 hat sich als klinisch sehr nützlich erwiesen, weil verschiedene Prostataerkrankungen bevorzugt in bestimmten Zonen auftreten. Die periphere Zone macht den größten Anteil aus und ist der häufigste Entstehungsort von Prostatakrebs, während die Transitionalzone typischerweise bei der gutartigen Vergrößerung wächst.
| Zone | Anteil am Drüsengewebe | Klinische Bedeutung | Typische Erkrankungen |
|---|---|---|---|
| Periphere Zone | ~70% | Rektal tastbar, häufig bei Biopsien untersucht | 70-80% aller Prostatakarzinome, chronische Prostatitis |
| Zentrale Zone | ~25% | Umgibt die Samenleiterausführungsgänge | 5-10% der Prostatakarzinome, selten Entzündungen |
| Transitionalzone | ~5% (im Alter zunehmend) | Umgibt die Harnröhre direkt | Benigne Prostatahyperplasie (BPH), 20% der Karzinome |
| Anteriore Zone | Kein Drüsengewebe | Hauptsächlich Muskel- und Bindegewebe | Geringe klinische Relevanz |
Blutversorgung und Lymphabfluss
Die Prostata wird über mehrere kleine Arterien versorgt, die hauptsächlich aus der Arteria vesicalis inferior (untere Blasenarterie) entspringen. Diese Arterien bilden ein reiches Gefäßnetz in und um die Prostata, was erklärt, warum Prostatabiopsien oder -operationen mit einem gewissen Blutungsrisiko verbunden sind. Das venöse Blut fließt über den Plexus venosus prostaticus ab, ein venöses Geflecht, das die Prostata umgibt und mit den Beckenvenen verbunden ist.
Der Lymphabfluss erfolgt über verschiedene Lymphknotenstationen im Becken. Diese Lymphbahnen sind besonders wichtig bei der Ausbreitung von Prostatakrebs: Tumorzellen können über die Lymphwege in die regionären Lymphknoten gelangen, weshalb bei der Stadieneinteilung von Prostatakrebs immer auch der Lymphknotenstatus beurteilt werden muss.
Nervenversorgung
Die Prostata wird sowohl von sympathischen als auch von parasympathischen Nervenfasern innerviert. Diese Nerven stammen aus dem Plexus hypogastricus inferior (unterer Unterbauchnervengeflecht) und steuern die Drüsenfunktion sowie die Kontraktion der glatten Muskulatur während der Ejakulation. Die sympathischen Fasern fördern die Kontraktion und damit die Sekretfreisetzung, während die parasympathischen Fasern die Drüsenproduktion anregen.
Besonders wichtig sind die bereits erwähnten neurovaskulären Bündel, die für die Erektion zuständig sind. Diese verlaufen in der bindegewebigen Hülle seitlich der Prostata und enthalten sowohl Nerven als auch Blutgefäße. Bei jüngeren Männern sind diese Strukturen meist gut entwickelt, mit zunehmendem Alter kann ihre Funktionsfähigkeit jedoch nachlassen.
Praktische Bedeutung: Das Verständnis der Prostatanatomie hilft nicht nur Ärzten bei Diagnose und Behandlung, sondern auch betroffenen Männern, die Zusammenhänge zwischen anatomischen Gegebenheiten und auftretenden Symptomen besser zu verstehen. Wenn Sie wissen, dass die Prostata die Harnröhre umschließt, wird sofort klar, warum eine Vergrößerung zu Problemen beim Wasserlassen führt.
Häufige Probleme und Erkrankungen der Prostata
Die Prostata ist zwar ein kleines Organ, kann aber im Laufe des Lebens verschiedene Erkrankungen entwickeln, die erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Die drei häufigsten Prostataerkrankungen sind die benigne Prostatahyperplasie (BPH), die Prostatitis und das Prostatakarzinom. Jede dieser Erkrankungen hat charakteristische Symptome, Risikofaktoren und Behandlungsansätze, die wir im Folgenden ausführlich darstellen.
Benigne Prostatahyperplasie (BPH) – Die gutartige Prostatavergrößerung
Die benigne Prostatahyperplasie ist die häufigste gutartige Erkrankung der Prostata und betrifft fast jeden Mann im Alter. Statistisch gesehen haben etwa 50% der Männer über 50 Jahre eine histologisch nachweisbare BPH, bei den über 80-Jährigen sind es sogar über 90%. Allerdings entwickelt nicht jeder Mann mit vergrößerter Prostata auch Symptome – nur etwa die Hälfte der Betroffenen berichtet über Beschwerden, die behandlungsbedürftig sind.
Die BPH entsteht hauptsächlich in der Transitionalzone der Prostata, die die Harnröhre direkt umgibt. Das Wachstum ist gutartig und hat keinen direkten Zusammenhang mit Prostatakrebs, auch wenn beide Erkrankungen im Alter häufiger werden. Die genauen Ursachen der BPH sind noch nicht vollständig geklärt, aber hormonelle Veränderungen spielen eine zentrale Rolle. Mit zunehmendem Alter sinkt der Testosteronspiegel, während die Empfindlichkeit der Prostata gegenüber Dihydrotestosteron (DHT) steigt. Auch Östrogene und Wachstumsfaktoren tragen zum Prostatawachstum bei.
Typische Symptome der BPH lassen sich in Speicher- und Entleerungssymptome unterteilen:
- Entleerungssymptome (obstruktive Symptome): Schwacher Harnstrahl, verzögerter Beginn des Wasserlassens, Nachträufeln, Unterbrechungen beim Wasserlassen, Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung, Pressen beim Wasserlassen erforderlich
- Speichersymptome (irritative Symptome): Häufiger Harndrang (Pollakisurie), besonders nachts (Nykturie), plötzlicher, starker Harndrang (Dranginkontinenz), vermehrtes nächtliches Wasserlassen (mehr als zweimal pro Nacht)
- Komplikationen bei unbehandelter BPH: Harnverhalt (akute Unfähigkeit, Wasser zu lassen), wiederholte Harnwegsinfekte, Blasensteinbildung, Überlaufinkontinenz, Harnstau mit Nierenschädigung in schweren Fällen
Die Diagnose der BPH erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung (digital-rektale Untersuchung), Urinuntersuchung, Bestimmung des PSA-Werts, Uroflowmetrie (Messung der Harnflussgeschwindigkeit) und gegebenenfalls Ultraschall. Zur Symptombeurteilung wird häufig der International Prostate Symptom Score (IPSS) verwendet, ein standardisierter Fragebogen mit 7 Fragen, der die Symptome quantifiziert und in leicht (0-7 Punkte), mittelgradig (8-19 Punkte) oder schwer (20-35 Punkte) einteilt.
Prostatitis – Die Entzündung der Prostata
Die Prostatitis ist ein Sammelbegriff für verschiedene Entzündungszustände der Prostata. Sie kann Männer jeden Alters betreffen, tritt aber häufiger bei jüngeren und mittelalten Männern auf. Man unterscheidet vier Hauptformen: die akute bakterielle Prostatitis, die chronische bakterielle Prostatitis, das chronische Beckenschmerzsyndrom (chronic pelvic pain syndrome, CPPS) und die asymptomatische Prostatitis.
Die akute bakterielle Prostatitis ist eine schwere Infektion, die plötzlich einsetzt und mit hohem Fieber, Schüttelfrost, starken Schmerzen im Becken- und Dammbereich sowie ausgeprägten Beschwerden beim Wasserlassen einhergeht. Oft besteht ein allgemeines Krankheitsgefühl. Verursacher sind meist Darmbakterien wie E. coli, die über die Harnröhre aufsteigen. Diese Form erfordert eine sofortige antibiotische Behandlung, manchmal im Krankenhaus.
Das chronische Beckenschmerzsyndrom (CPPS) ist die häufigste Form der Prostatitis und macht etwa 90% aller Prostatitisfälle aus. Die Symptome sind vielfältig und können Schmerzen im Becken, im Damm, im Unterbauch, beim Wasserlassen oder bei der Ejakulation umfassen. Auch Beschwerden beim Sitzen oder nach längerem Sitzen sind typisch. Die Ursachen sind oft unklar und können muskuläre Verspannungen, neurogene Faktoren oder Autoimmunprozesse umfassen. Die Behandlung ist häufig langwierig und multimodal.
- Schmerzen im Becken- oder Dammbereich, die länger als 3 Monate andauern
- Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen
- Häufiger Harndrang, besonders nachts
- Schmerzen bei oder nach der Ejakulation
- Unwohlsein beim oder nach dem Sitzen
- Erektionsprobleme oder vermindertes sexuelles Verlangen
- Allgemeine Beeinträchtigung der Lebensqualität, manchmal auch psychische Belastung
Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Etwa jeder sechste Mann erkrankt im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland über 60.000 Neuerkrankungen diagnostiziert. Die gute Nachricht: Durch Früherkennung und moderne Therapien liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei über 90%, und viele Prostatakarzinome wachsen so langsam, dass sie zu Lebzeiten keine Probleme verursachen.
Prostatakrebs entsteht in über 70% der Fälle in der peripheren Zone der Prostata, also in dem Bereich, der bei der rektalen Tastuntersuchung zugänglich ist. Im Frühstadium verursacht Prostatakrebs meist keine Symptome – ein wichtiger Grund, warum Vorsorgeuntersuchungen so bedeutsam sind. Erst in fortgeschrittenen Stadien können Beschwerden wie Probleme beim Wasserlassen, Blut im Urin oder Sperma, Knochenschmerzen (bei Metastasen) oder ungewollter Gewichtsverlust auftreten.
Die wichtigsten Risikofaktoren für Prostatakrebs sind:
- Alter: Das Risiko steigt ab 50 Jahren deutlich an, bei familiärer Vorbelastung schon ab 45 Jahren
- Familiäre Vorbelastung: Männer, deren Vater oder Bruder an Prostatakrebs erkrankt sind, haben ein 2-3fach erhöhtes Risiko
- Ethnische Herkunft: Männer afrikanischer Abstammung haben ein höheres Risiko als Europäer oder Asiaten
- Genetische Faktoren: Mutationen in bestimmten Genen (z.B. BRCA1, BRCA2) erhöhen das Risiko
- Ernährungs- und Lebensstilfaktoren: Übergewicht, fettreiche Ernährung und Bewegungsmangel können das Risiko möglicherweise erhöhen, wobei die Datenlage hier weniger eindeutig ist
Die Früherkennung von Prostatakrebs erfolgt durch die Kombination aus PSA-Test (Prostata-spezifisches Antigen im Blut) und digital-rektaler Untersuchung. Bei Verdacht wird eine Prostatabiopsie durchgeführt, meist als transrektale Ultraschall-gesteuerte Biopsie oder zunehmend MRT-gesteuert. Die Behandlung richtet sich nach Stadium, Aggressivität des Tumors (Gleason-Score) und Alter sowie Gesundheitszustand des Patienten und reicht von aktiver Überwachung bei langsam wachsenden Tumoren über Operation und Bestrahlung bis zu Hormon- und Chemotherapie bei fortgeschrittenen Stadien.
Weitere Prostataprobleme
Neben den drei Haupterkrankungen gibt es weitere, seltenere Prostataprobleme:
- Prostatasteine: Verkalkungen im Prostatagewebe, die meist zufällig entdeckt werden und selten Beschwerden verursachen
- Prostataabszess: Eitrige Einschmelzung, meist als Komplikation einer bakteriellen Prostatitis, erfordert Drainage
- Prostatazysten: Flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, meist harmlos, können aber bei Größenzunahme Beschwerden verursachen
- Prostatainfarkt: Durchblutungsstörung der Prostata, selten und meist ohne spezifische Symptome
Wann sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen?
Bestimmte Warnsignale erfordern eine zeitnahe ärztliche Abklärung. Suchen Sie umgehend einen Urologen oder Hausarzt auf bei:
- Akutem Harnverhalt: Plötzliche Unfähigkeit, Wasser zu lassen, trotz starkem Harndrang – dies ist ein urologischer Notfall
- Blut im Urin (Hämaturie): Sichtbares Blut im Urin kann verschiedene Ursachen haben und sollte immer abgeklärt werden
- Fieber mit Schmerzen im Beckenbereich: Kann auf eine akute bakterielle Prostatitis hinweisen
- Anhaltenden starken Schmerzen im Becken-, Damm- oder Rückenbereich
- Deutlicher Verschlechterung der Symptome innerhalb kurzer Zeit
- Wiederkehrenden Harnwegsinfekten
- Ungewolltem Gewichtsverlust oder anderen Allgemeinsymptomen
- Erektionsproblemen, die neu auftreten oder sich deutlich verschlechtern
Auch ohne diese akuten Warnsignale ist eine regelmäßige Prostatakontolle ab dem 45. Lebensjahr (bei familiärer Belastung ab 40 Jahren) empfehlenswert, um Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Mehr Informationen zur Prostata-Gesundheit finden Sie auf unserer Hauptseite zum Thema Prostata.
Wichtig zu wissen: Nicht jedes Prostataleiden bedeutet automatisch Krebs. Die meisten Beschwerden sind auf die gutartige Vergrößerung oder Entzündungen zurückzuführen und lassen sich gut behandeln. Eine frühzeitige Abklärung schafft Klarheit und ermöglicht rechtzeitige Therapien.
Vorsorge und Gesundheitserhaltung der Prostata
Die gute Nachricht: Sie können selbst einiges dafür tun, um Ihre Prostata-Gesundheit zu fördern und das Risiko für Prostataerkrankungen zu verringern. Während manche Risikofaktoren wie Alter und genetische Veranlagung nicht beeinflussbar sind, gibt es eine Reihe von Lebensstilfaktoren und Vorsorgemaßnahmen, die erwiesenermaßen einen positiven Einfluss haben können. Eine Kombination aus regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen, gesunder Ernährung, ausreichender Bewegung und bewusstem Lebensstil bildet die Grundlage für eine langfristige Prostata-Gesundheit.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
Die wichtigste Maßnahme zur Früherkennung von Prostataerkrankungen ist die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung. In Deutschland haben Männer ab dem 45. Lebensjahr Anspruch auf eine jährliche Früherkennungsuntersuchung auf Prostatakrebs im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung. Diese umfasst eine Anamnese, eine digital-rektale Untersuchung (Tastuntersuchung) und die Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane sowie der regionären Lymphknoten. Der PSA-Test ist nicht Bestandteil der gesetzlichen Vorsorge, kann aber als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) durchgeführt werden.
Die Frage, ob und ab wann ein PSA-Test sinnvoll ist, sollte jeder Mann individuell mit seinem Arzt besprechen. Die Vor- und Nachteile sind:
| Vorteile des PSA-Tests | Nachteile des PSA-Tests |
|---|---|
| Früherkennung von Prostatakrebs in heilbarem Stadium | Mögliche Überdiagnose langsam wachsender Tumoren |
| Nicht-invasiver Bluttest, einfach durchführbar | Erhöhte Werte können auch andere Ursachen haben (BPH, Prostatitis) |
| Verlaufsbeobachtung bei bekannten Prostataerkrankungen | Psychische Belastung durch auffällige Werte |
| Kann Leben retten durch frühe Therapie | Mögliche Überbehandlung mit Nebenwirkungen |
Experten empfehlen, die Entscheidung für oder gegen einen PSA-Test im Rahmen einer ausführlichen Beratung zu treffen, bei der individuelle Risikofaktoren, Lebenserwartung und persönliche Präferenzen berücksichtigt werden. Bei familiärer Vorbelastung oder ethnischen Risikofaktoren kann ein früherer Beginn der Vorsorge (ab 40-45 Jahren) sinnvoll sein.
Ernährung und Prostata-Gesundheit
Die Ernährung spielt eine wichtige, wenn auch nicht vollständig geklärte Rolle für die Prostata-Gesundheit. Verschiedene Studien haben Zusammenhänge zwischen bestimmten Ernährungsmustern und dem Risiko für Prostataerkrankungen gefunden. Folgende Ernährungsempfehlungen können sich positiv auswirken:
- Tomaten und Lycopin: Tomaten enthalten den roten Farbstoff Lycopin, ein starkes Antioxidans. Mehrere Studien zeigen, dass ein hoher Lycopin-Konsum mit einem reduzierten Risiko für Prostatakrebs assoziiert sein kann. Lycopin wird aus erhitzten Tomaten (Tomatenmark, Tomatensauce) besser aufgenommen als aus frischen Tomaten.
- Kreuzblütler: Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl und Grünkohl enthalten Glucosinolate, die im Körper zu krebshemmenden Substanzen umgewandelt werden können.
- Omega-3-Fettsäuren: Fettreicher Fisch (Lachs, Makrele, Hering) liefert Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmend wirken und möglicherweise das Risiko für aggressive Prostatakarzinome senken können.
- Grüner Tee: Enthält Polyphenole (insbesondere EGCG), denen krebshemmende Eigenschaften zugeschrieben werden.
- Soja und Isoflavone: Sojaprodukte enthalten Phytoöstrogene, die möglicherweise protektiv wirken. Die Prostatakrebsrate in asiatischen Ländern mit hohem Sojakonsum ist niedriger als in westlichen Ländern.
- Kürbiskerne und Kürbiskernöl: Traditionell zur Unterstützung der Prostata-Gesundheit eingesetzt, enthalten Phytosterole und ungesättigte Fettsäuren.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: 1,5-2 Liter täglich, vorzugsweise Wasser oder ungesüßte Tees. Allerdings sollten Männer mit BPH-Symptomen abends die Trinkmenge reduzieren, um nächtliche Toilettengänge zu minimieren.
- Zink und Selen: Diese Spurenelemente sind wichtig für die Prostata-Gesundheit. Gute Quellen sind Nüsse (besonders Paranüsse für Selen), Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Fleisch.
Was Sie eher meiden sollten:
- Übermäßiger Konsum von rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischwaren
- Sehr fettreiche, kalorienreiche Ernährung
- Übermäßiger Alkoholkonsum (mehr als 1-2 Gläser pro Tag)
- Stark gezuckerte Getränke und Speisen
- Übermäßiger Konsum von Milchprodukten (einige Studien zeigen einen Zusammenhang mit erhöhtem Prostatakrebs-Risiko bei sehr hohem Konsum)
Körperliche Aktivität und Bewegung
Regelmäßige körperliche Aktivität hat vielfältige positive Effekte auf die Prostata-Gesundheit. Studien zeigen, dass Männer, die sich regelmäßig bewegen, ein geringeres Risiko für schwere BPH-Symptome und möglicherweise auch für aggressive Formen von Prostatakrebs haben. Empfohlen werden:
- Mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche (z.B. zügiges Gehen, Radfahren, Schwimmen) oder 75 Minuten intensive Aktivität
- Krafttraining an 2-3 Tagen pro Woche zur Erhaltung der Muskelmasse
- Beckenbodentraining: Stärkung der Beckenbodenmuskulatur kann die Harnkontinenz verbessern und wird besonders nach Prostataoperationen empfohlen
- Vermeidung von langem Sitzen: Regelmäßige Bewegungspausen, da längeres Sitzen den Druck auf die Prostata erhöhen kann
- Moderates, nicht exzessives Training: Extrem intensive Ausdauerbelastungen wie Marathon oder sehr langes Radfahren können die Prostata belasten
Gewichtsmanagement
Übergewicht und Adipositas sind mit einem erhöhten Risiko für aggressive Prostatakarzinome und stärkere BPH-Symptome assoziiert. Ein gesundes Körpergewicht mit einem Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 25 kg/m² sollte angestrebt werden. Bauchfett (viszerales Fett) ist besonders problematisch, da es Entzündungsprozesse fördert und den Hormonstoffwechsel beeinflusst.
Weitere Lebensstil-Faktoren
- Nicht rauchen: Rauchen ist mit einem erhöhten Risiko für aggressive Prostatakarzinome und schlechteren Behandlungsergebnissen verbunden
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann Prostatabeschwerden, insbesondere beim chronischen Beckenschmerzsyndrom, verschlimmern. Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung können hilfreich sein
- Regelmäßige Ejakulation: Einige Studien deuten darauf hin, dass regelmäßige sexuelle Aktivität mit einem geringeren Risiko für Prostatakrebs assoziiert sein könnte, wobei die Datenlage hier nicht eindeutig ist
- Vorsicht mit Nahrungsergänzungsmitteln: Hochdosierte Vitaminpräparate sollten nur nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Einige Studien zeigen, dass sehr hohe Dosen von Vitamin E oder Selen sogar das Prostatakrebsrisiko erhöhen könnten
- Infektionsprävention: Sexuell übertragbare Infektionen können zu Prostatitis führen. Safer Sex praktizieren
Medikamentöse Prävention
Bei Männern mit erhöhtem Risiko für Prostatakrebs kann in manchen Fällen eine medikamentöse Prävention diskutiert werden. 5-Alpha-Reduktase-Hemmer wie Finasterid oder Dutasterid, die zur Behandlung der BPH eingesetzt werden, können das Risiko für Prostatakrebs möglicherweise senken. Allerdings ist diese Anwendung nicht zugelassen und sollte nur nach ausführlicher Nutzen-Risiko-Abwägung mit einem spezialisierten Arzt erfolgen, da diese Medikamente auch Nebenwirkungen haben können.
Psychosoziale Aspekte
Die Auseinandersetzung mit der eigenen Prostata-Gesundheit kann für manche Männer psychisch belastend sein. Scham, Angst vor Krebs oder Sorgen um die sexuelle Funktion sind häufige Emotionen. Es ist wichtig zu wissen:
- Prostatabeschwerden sind sehr häufig und nichts, wofür man sich schämen muss
- Offene Gespräche mit dem Arzt sind essentiell für eine gute Behandlung
- Auch der Partner oder die Partnerin sollte in wichtige Entscheidungen einbezogen werden
- Selbsthilfegruppen und psychoonkologische Beratung können bei Prostatakrebs sehr hilfreich sein
- Die meisten Prostatabeschwerden sind gut behandelbar
Empfehlung: Beginnen Sie frühzeitig mit einem prostatafreundlichen Lebensstil – das zahlt sich langfristig aus. Nehmen Sie Vorsorgeuntersuchungen wahr und sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt über Symptome oder Sorgen. Früherkennung rettet Leben, und viele Prostataprobleme lassen sich heute sehr gut behandeln, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.
Zusammenfassung: Die Prostata – Klein, aber wichtig
Die Frage „Prostata wofür?‟ lässt sich nun umfassend beantworten: Die Prostata ist ein kleines, aber hochspezialisiertes Organ mit essentiellen Funktionen für die männliche Fortpflanzung, die sexuelle Gesundheit und das Wohlbefinden. Sie produziert etwa 20-30% der Samenflüssigkeit, deren spezielle Zusammensetzung mit PSA, Zink, Zitronensäure und zahlreichen weiteren Substanzen die Spermien vor der sauren Umgebung der Vagina schützt, sie mit Energie versorgt und ihre Beweglichkeit ermöglicht. Ohne die Prostata und ihr Sekret wäre eine natürliche Fortpflanzung nicht möglich.
Die kastaniengroße Drüse liegt strategisch im männlichen Becken unterhalb der Harnblase und umschließt ringförmig die Harnröhre. Diese anatomische Position erklärt, warum Veränderungen der Prostata – sei es durch Vergrößerung, Entzündung oder bösartige Veränderung – häufig mit Beschwerden beim Wasserlassen einhergehen. Die Prostata besteht aus Drüsengewebe, das die Sekrete produziert, und glatter Muskulatur, die bei der Ejakulation aktiv wird und das Sekret in die Harnröhre presst. Ihre Einteilung in verschiedene Zonen ist klinisch bedeutsam, da unterschiedliche Erkrankungen bevorzugt in bestimmten Bereichen auftreten.
Im Laufe des Lebens können verschiedene Probleme an der Prostata auftreten. Die benigne Prostatahyperplasie (BPH), die gutartige Vergrößerung, betrifft etwa jeden zweiten Mann über 50 Jahre und führt zu Symptomen wie häufigem Harndrang, nächtlichen Toilettengängen und schwachem Harnstrahl. Die Prostatitis, eine Entzündung der Prostata, kann in akuter oder chronischer Form auftreten und erhebliche Beschwerden und Schmerzen verursachen. Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern, hat aber bei früher Erkennung eine sehr gute Prognose mit Überlebensraten von über 90% nach fünf Jahren.
Die gute Nachricht ist: Sie können aktiv etwas für Ihre Prostata-Gesundheit tun. Eine ausgewogene, pflanzenreiche Ernährung mit Tomaten, Kreuzblütlern, Omega-3-Fettsäuren und grünem Tee kann protektiv wirken. Regelmäßige körperliche Aktivität, ein gesundes Körpergewicht, Nichtrauchen und Stressmanagement sind weitere wichtige Bausteine. Am wichtigsten ist jedoch die regelmäßige Vorsorge: Ab dem 45. Lebensjahr (bei familiärer Belastung ab 40 Jahren) sollten Männer die jährliche Früherkennungsuntersuchung wahrnehmen. Die Frage, ob ein PSA-Test durchgeführt werden soll, sollte individuell mit dem Arzt besprochen werden, wobei persönliche Risikofaktoren, Lebenserwartung und individuelle Präferenzen berücksichtigt werden müssen.
Abschließend ist festzuhalten: Die Prostata verdient Aufmerksamkeit und Fürsorge – nicht erst, wenn Beschwerden auftreten, sondern idealerweise präventiv. Ein offener Umgang mit dem Thema, die Überwindung von Scham und das rechtzeitige Aufsuchen eines Arztes bei Symptomen können entscheidend für die Lebensqualität und im Fall von Prostatakrebs sogar lebensrettend sein. Moderne Diagnostik und Therapieoptionen bieten heute sehr gute Möglichkeiten, Prostataerkrankungen erfolgreich zu behandeln. Informieren Sie sich, nehmen Sie Vorsorge wahr und scheuen Sie sich nicht, bei Fragen oder Beschwerden professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – Ihre Prostata-Gesundheit liegt zu einem guten Teil in Ihrer eigenen Hand.
Medizinischer Hinweis
Die Informationen auf dieser Seite dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte immer einen Arzt.
📚Wissenschaftliche Quellen
Die folgenden externen Quellen dienen als Grundlage für die in diesem Artikel präsentierten Informationen:
- 📋LeitlinieS2e-Leitlinie: Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-034
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- 📄FachartikelRobert Koch-Institut: Prostatakrebs (Prostatakarzinom)https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsK/2015_2_prostatakrebs.html
- 📊StudieThe role of the prostate in male fertility, health and diseasehttps://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31498141/
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