Was Macht Die Prostata Beim Mann
🎧 Artikel anhören
Keine Zeit zu lesen? Lassen Sie sich den Artikel vorlesen – perfekt für unterwegs!
Einleitung: Die unterschätzte Drüse im männlichen Körper
Viele Männer stellen sich erst dann die Frage "Was macht die Prostata beim Mann?", wenn erste Beschwerden auftreten – nächtlicher Harndrang, ein abgeschwächter Harnstrahl oder Schmerzen beim Wasserlassen. Doch diese kleine, walnussgroße Drüse erfüllt bereits ab der Pubertät wichtige Aufgaben im männlichen Körper, die weit über die reine Harnfunktion hinausgehen. Tatsächlich ist die Prostata ein komplexes Organ, das sowohl für die Fortpflanzung als auch für die Blasenentleerung eine zentrale Rolle spielt.
Die Vorsteherdrüse, wie die Prostata auch genannt wird, liegt strategisch günstig unterhalb der Harnblase und umschließt ringförmig die Harnröhre. Diese anatomische Position erklärt, warum Veränderungen an der Prostata so häufig zu Beschwerden beim Wasserlassen führen. Etwa 50% aller Männer über 50 Jahre entwickeln eine gutartige Prostatavergrößerung, und diese Zahl steigt mit zunehmendem Alter weiter an. Bei Männern über 80 Jahren sind es bereits etwa 90%, die von einer vergrößerten Prostata betroffen sind – ein natürlicher Alterungsprozess, der jedoch die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann.
In Deutschland leben schätzungsweise 5-6 Millionen Männer mit Prostatabeschwerden unterschiedlicher Ausprägung. Trotz dieser hohen Zahlen wissen viele Männer erstaunlich wenig über die tatsächlichen Funktionen dieses Organs. Die Prostata ist nämlich nicht nur ein passives Gewebe, sondern ein hochaktives Drüsensystem, das kontinuierlich Sekrete produziert und bei Bedarf gezielt abgibt. Diese Sekrete machen etwa 20-30% des Ejakulatvolumens aus und enthalten lebenswichtige Substanzen für die Spermien.
Dieser umfassende Ratgeber erklärt Ihnen detailliert, welche Aufgaben die Prostata im männlichen Körper übernimmt, wie sie funktioniert und warum sie im Laufe des Lebens so anfällig für verschiedene Erkrankungen wird. Sie erfahren, wie die Prostata aufgebaut ist, welche hormonellen Einflüsse ihre Größe und Funktion beeinflussen und welche Vorsorgemaßnahmen sinnvoll sind. Das Verständnis der normalen Prostatafunktion ist der erste Schritt, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Denn je früher Prostataprobleme erkannt werden, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und desto geringer die Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Definition: Was ist die Prostata und wo befindet sie sich?
Die Prostata, medizinisch auch Prostata oder Vorsteherdrüse genannt, ist eine akzessorische Geschlechtsdrüse, die ausschließlich bei Männern vorkommt. Sie gehört zu den sogenannten männlichen Geschlechtsorganen und spielt eine essenzielle Rolle im Fortpflanzungssystem. Der Begriff "Prostata" stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich "Vorsteher" oder "Vordermann", was auf ihre Position vor der Harnblase hinweist. Diese Bezeichnung ist anatomisch sehr treffend, da die Prostata tatsächlich wie ein Wächter vor der Blase positioniert ist und die Harnröhre kontrolliert.
Bei einem gesunden, jungen Mann hat die Prostata etwa die Größe und Form einer Kastanie oder Walnuss und wiegt normalerweise etwa 20-25 Gramm. Ihre Maße betragen ungefähr 3 cm in der Länge, 4 cm in der Breite und 2 cm in der Tiefe. Diese kompakte Drüse besteht aus etwa 30-50 einzelnen Drüsenkanälen, die in ein Stützgewebe aus Muskulatur und Bindegewebe eingebettet sind. Die muskulären Anteile machen etwa 40-50% der Prostatamasse aus und sind wichtig für die Kontraktion während der Ejakulation.
Anatomische Lage und Nachbarorgane
Die Prostata liegt im kleinen Becken des Mannes, direkt unterhalb der Harnblase und oberhalb des Beckenbodens. Sie umschließt ringförmig den ersten Abschnitt der Harnröhre (Urethra), der als Pars prostatica bezeichnet wird. Diese strategische Position erklärt, warum eine Vergrößerung der Prostata unmittelbar zu Problemen beim Wasserlassen führen kann – das angeschwollene Gewebe drückt die Harnröhre zusammen und verengt den Durchgang für den Urin.
Anatomisch gesehen hat die Prostata wichtige Nachbarschaftsbeziehungen zu mehreren Organen und Strukturen. Nach hinten grenzt sie direkt an den Enddarm (Rektum), was die rektale Untersuchung der Prostata ermöglicht – eine wichtige Methode in der urologischen Diagnostik. Nach vorne liegt sie hinter der Schambeinfuge, nach unten grenzt sie an die Beckenbodenmuskulatur und nach oben an die Harnblase. Durch die Prostata verlaufen nicht nur die Harnröhre, sondern auch die beiden Samenleiter (Ductus deferentes), die von den Hoden kommend in die Prostata eintreten und dort in die Harnröhre münden.
Zonale Anatomie der Prostata
Die Prostata ist nicht homogen aufgebaut, sondern wird in verschiedene anatomische Zonen unterteilt. Diese Einteilung ist medizinisch sehr wichtig, da verschiedene Erkrankungen bevorzugt in unterschiedlichen Zonen auftreten. Die gängigste Einteilung nach McNeal unterscheidet vier Hauptzonen:
- Periphere Zone: Macht etwa 70% des Drüsengewebes aus und liegt hauptsächlich im hinteren und äußeren Bereich der Prostata. Hier entstehen etwa 70-80% aller Prostatakarzinome. Diese Zone ist bei der rektalen Untersuchung tastbar.
- Transitionalzone: Umgibt die Harnröhre in ihrem mittleren Abschnitt und macht nur etwa 5-10% des Prostatavolumens aus. Diese Zone ist jedoch der Hauptursprungsort der gutartigen Prostatavergrößerung (BPH), die mit zunehmendem Alter fast alle Männer betrifft.
- Zentrale Zone: Macht etwa 25% des Drüsengewebes aus und umgibt die Mündungsstellen der Samenleiter. In dieser Zone entstehen nur selten Karzinome (etwa 5% aller Fälle).
- Anteriore fibromuskuläre Zone: Besteht hauptsächlich aus Muskel- und Bindegewebe ohne Drüsenanteile und liegt im vorderen Bereich der Prostata.
Diese zonale Gliederung erklärt, warum verschiedene Prostataerkrankungen unterschiedliche Symptome verursachen können. Eine Vergrößerung der Transitionalzone führt typischerweise zu Blasenentleerungsstörungen, während ein Karzinom in der peripheren Zone oft lange symptomlos bleibt und erst durch Vorsorgeuntersuchungen entdeckt wird.
Entwicklung der Prostata im Lebensverlauf
Die Prostata durchläuft während des Lebens eines Mannes mehrere Entwicklungsphasen. Bei der Geburt ist sie noch sehr klein und weitgehend inaktiv. Mit Beginn der Pubertät, etwa zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr, kommt es unter dem Einfluss von Testosteron zu einem deutlichen Wachstumsschub. Die Prostata erreicht ihre funktionelle Reife und beginnt mit der Produktion von Prostatasekret. In dieser Phase wächst sie auf ihre normale Erwachsenengröße von etwa 20-25 Gramm heran.
Zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr bleibt die Prostatagröße relativ stabil. Ab etwa dem 40. bis 45. Lebensjahr beginnt bei vielen Männern eine erneute, meist gutartige Vergrößerung der Prostata, die als benigne Prostatahyperplasie (BPH) bezeichnet wird. Diese Vergrößerung betrifft hauptsächlich die Transitionalzone und kann im Laufe der Jahre zu einer erheblichen Volumenzunahme führen. Bei stark ausgeprägter BPH kann die Prostata ein Gewicht von 100 Gramm oder mehr erreichen – also etwa das Vierfache der normalen Größe.
Weitere Informationen zur grundlegenden Anatomie und Funktion finden Sie in unserem Artikel über die Prostata als Organ.
Die vielfältigen Funktionen der Prostata
Die Prostata übernimmt im männlichen Körper mehrere hochspezialisierte Aufgaben, die für die Fortpflanzungsfähigkeit und das normale Wasserlassen unverzichtbar sind. Lange Zeit wurde die Prostata hauptsächlich als Fortpflanzungsorgan betrachtet, doch moderne Forschungen zeigen, dass ihre Funktionen weitaus komplexer und vielfältiger sind als ursprünglich angenommen. Im Folgenden werden die wichtigsten Aufgaben der Prostata detailliert erläutert.
Produktion des Prostatasekrets
Die Hauptfunktion der Prostata liegt in der Produktion eines speziellen Sekrets, das einen wesentlichen Bestandteil der Samenflüssigkeit (Ejakulat) bildet. Die etwa 30-50 einzelnen Drüsen der Prostata produzieren kontinuierlich eine dünnflüssige, leicht milchige Flüssigkeit mit einem charakteristischen pH-Wert von etwa 6,4. Dieser leicht saure pH-Wert ist wichtig für die Funktion bestimmter Enzyme im Ejakulat. Bei der Ejakulation wird dieses Sekret in die Harnröhre abgegeben und mischt sich dort mit den Spermien aus den Hoden und dem Sekret der Samenbläschen.
Das Prostatasekret macht etwa 20-30% des gesamten Ejakulatvolumens aus – bei einem durchschnittlichen Ejakulatvolumen von 2-5 ml sind das etwa 0,5-1,5 ml Prostatasekret. Die Zusammensetzung dieses Sekrets ist hochkomplex und enthält zahlreiche Substanzen, die für die Fruchtbarkeit des Mannes von entscheidender Bedeutung sind:
- Prostataspezifisches Antigen (PSA): Dieses Enzym verflüssigt das zunächst dickflüssige Ejakulat nach einigen Minuten und ermöglicht es den Spermien, sich frei zu bewegen. PSA ist auch als Tumormarker bekannt und wird bei Prostatakrebs-Vorsorgeuntersuchungen im Blut gemessen.
- Zink: Die Prostata enthält die höchste Zinkkonzentration aller Körpergewebe. Zink wirkt antibakteriell und schützt die Spermien vor Infektionen. Es stabilisiert außerdem die DNA der Spermien und ist wichtig für deren Beweglichkeit.
- Zitronensäure (Citrat): Liegt in sehr hoher Konzentration vor und dient als Energiequelle für die Spermien. Gesunde Prostatazellen produzieren besonders viel Citrat.
- Saure Phosphatase: Ein weiteres Enzym, das die Spermienmotilität beeinflusst und im Ejakulat gemessen werden kann.
- Spermin und Spermidin: Diese Polyamine tragen zur Stabilisierung der Spermien-DNA bei und haben antimikrobielle Eigenschaften.
- Verschiedene Proteasen und Immunmodulatoren: Sie schützen die Spermien vor dem weiblichen Immunsystem und verbessern ihre Überlebensfähigkeit im weiblichen Genitaltrakt.
Rolle bei der Fortpflanzung und Fruchtbarkeit
Ohne das Prostatasekret wäre eine natürliche Befruchtung praktisch unmöglich. Die Prostata trägt auf mehreren Ebenen zur männlichen Fruchtbarkeit bei. Das Sekret schafft ein optimales Milieu für die Spermien, indem es den pH-Wert des Ejakulats anpasst und schädliche Substanzen neutralisiert. Das saure Milieu der Vagina (pH 3,5-4,5) würde die Spermien ohne den Schutz des Prostatasekrets schnell abtöten. Das leicht alkalische Prostatasekret puffert diese Säure ab und erhöht so die Überlebenschancen der Spermien.
Darüber hinaus enthält das Prostatasekret Nährstoffe und Energielieferanten, die den Spermien auf ihrer langen Reise durch den weiblichen Genitaltrakt zur Verfügung stehen. Fruktose aus den Samenbläschen und Citrat aus der Prostata dienen als Hauptenergiequellen für die Spermien. Die antibakteriellen Eigenschaften des Prostatasekrets schützen sowohl die Spermien als auch die männlichen und weiblichen Genitalwege vor Infektionen.
Studien haben gezeigt, dass Männer mit chronischen Prostatitis-Erkrankungen häufiger Fruchtbarkeitsprobleme haben. Entzündungen der Prostata können die Zusammensetzung des Sekrets verändern, den pH-Wert verschieben und die Spermienmotilität beeinträchtigen. Dies unterstreicht die wichtige Rolle der Prostata für die reproduktive Gesundheit des Mannes.
Muskuläre Funktionen: Verschluss und Ejakulation
Die Prostata besteht nicht nur aus Drüsengewebe, sondern zu etwa 40-50% aus glatter Muskulatur. Diese Muskulatur erfüllt zwei wesentliche Aufgaben: den Verschluss der Harnblase während der Ejakulation und die Ausstoßung des Ejakulats. Die glatte Muskulatur der Prostata wird vom vegetativen Nervensystem gesteuert und kann daher nicht willentlich kontrolliert werden.
Während der Ejakulation kontrahieren die Muskelfasern der Prostata kräftig und rhythmisch. Diese Kontraktionen pressen das Prostatasekret aus den Drüsengängen in die Harnröhre, wo es sich mit den Spermien und dem Sekret der Samenbläschen vermischt. Gleichzeitig verschließt der innere Blasenschließmuskel (Sphinkter), der am Blasenhals liegt, die Harnblase nach oben, sodass während der Ejakulation kein Ejakulat in die Blase gelangen kann und umgekehrt kein Urin ins Ejakulat gelangt. Diese Koordination ist entscheidend für eine normale Ejakulationsfunktion.
Bei manchen Prostataerkrankungen oder nach bestimmten Operationen kann diese Koordination gestört sein. Es kommt dann zur sogenannten retrograden Ejakulation, bei der das Ejakulat ganz oder teilweise in die Harnblase fließt statt nach außen. Dies ist nicht schmerzhaft oder gefährlich, beeinträchtigt jedoch die Fruchtbarkeit erheblich.
Rolle bei der Harnkontinenz
Obwohl die Prostata kein direkter Teil des Harnsystems ist, spielt sie eine wichtige Rolle für die Harnkontinenz, also die Fähigkeit, den Urin willkürlich zurückzuhalten. Die Prostata umschließt die Harnröhre wie eine Manschette und trägt durch ihre Muskulatur zum Verschlussdruck bei. Zusammen mit dem inneren und äußeren Harnröhrenschließmuskel sowie der Beckenbodenmuskulatur bildet sie ein komplexes System zur Kontrolle der Blasenentleerung.
Die glatte Muskulatur der Prostata steht unter dem Einfluss von Alpha-Adrenozeptoren, die durch Stresshormone aktiviert werden. Diese Rezeptoren erhöhen den Muskeltonus in der Prostata und im Blasenhals und tragen so zur Harnkontinenz bei. Medikamente, die diese Alpha-Rezeptoren blockieren (Alpha-Blocker), werden daher häufig zur Behandlung von Blasenentleerungsstörungen bei Prostatavergrößerung eingesetzt – sie entspannen die Muskulatur und erleichtern das Wasserlassen.
Hormonelle und metabolische Funktionen
Die Prostata ist nicht nur ein Produktions- und Sekretionsorgan, sondern auch ein wichtiges Zielorgan für Hormone, insbesondere für Testosteron und dessen aktive Form, das Dihydrotestosteron (DHT). In der Prostata wird Testosteron durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase in DHT umgewandelt. DHT ist etwa fünfmal wirksamer als Testosteron und reguliert das Wachstum und die Funktion der Prostatazellen.
Diese hormonelle Aktivität ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist DHT notwendig für die normale Entwicklung und Funktion der Prostata. Andererseits fördert DHT auch das Wachstum der Prostata im Alter und trägt zur Entstehung der benignen Prostatahyperplasie bei. Aus diesem Grund werden 5-Alpha-Reduktase-Hemmer (wie Finasterid oder Dutasterid) erfolgreich zur Behandlung der Prostatavergrößerung eingesetzt – sie blockieren die Umwandlung von Testosteron in DHT und können so das Prostatavolumen um bis zu 25% reduzieren.
Die Prostata spielt auch eine Rolle im Stoffwechsel verschiedener Substanzen. Sie enthält hohe Konzentrationen bestimmter Enzyme und ist an der Metabolisierung von Hormonen und anderen Botenstoffen beteiligt. Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass die Prostata auch immunologische Funktionen hat und an der lokalen Immunabwehr im Urogenitaltrakt beteiligt ist.
Mehr über die normale Funktion der Prostata erfahren Sie in unserem Artikel über die Aufgaben der Prostata.
Anatomie und Aufbau der Prostata im Detail
Um die Funktionen der Prostata vollständig zu verstehen, ist ein genauer Blick auf ihren inneren Aufbau notwendig. Die Prostata ist ein komplexes Organ mit einer ausgeklügelten Mikroarchitektur, die perfekt auf ihre vielfältigen Aufgaben abgestimmt ist. Die Kenntnis der anatomischen Strukturen hilft auch dabei zu verstehen, warum bestimmte Erkrankungen typische Symptome verursachen und wie medizinische Untersuchungen und Behandlungen funktionieren.
Makroskopischer Aufbau und Form
Die Prostata hat eine charakteristische kegelförmige oder pyramidale Form, wobei die Basis (der breiteste Teil) nach oben zur Harnblase zeigt und die Spitze (Apex) nach unten zum Beckenboden weist. Von außen betrachtet ist die Prostata von einer derben, bindegewebigen Kapsel umgeben, die als Prostatakapsel bezeichnet wird. Diese Kapsel enthält auch elastische Fasern und glatte Muskelzellen. Bei der rektalen Untersuchung tastet der Arzt die Rückseite dieser Kapsel und kann so Größe, Konsistenz und Oberflächenbeschaffenheit der Prostata beurteilen.
Die Prostata wird traditionell in mehrere anatomische Lappen unterteilt, wobei historische und moderne Klassifikationen existieren. Die klassische Einteilung beschreibt einen rechten und linken Seitenlappen sowie einen Mittellappen, der zwischen den beiden Seitenlappen liegt. Diese Einteilung ist chirurgisch relevant, da der Mittellappen bei starker Vergrößerung besonders häufig die Harnröhre komprimiert und zu Blasenentleerungsstörungen führt. Die moderne zonale Anatomie nach McNeal (bereits im Abschnitt "Definition" erwähnt) hat sich jedoch in der Diagnostik und Pathologie durchgesetzt, da sie besser die Entstehungsorte verschiedener Erkrankungen beschreibt.
Mikroskopischer Aufbau: Drüsen und Stroma
Mikroskopisch besteht die Prostata aus zwei Hauptkomponenten: dem Drüsengewebe (glanduläre Komponente) und dem Stroma (Stützgewebe). Das Verhältnis zwischen diesen beiden Komponenten ist etwa 1:1, wobei es individuell und altersabhängig variieren kann. Bei der benignen Prostatahyperplasie nimmt typischerweise sowohl das Drüsen- als auch das Stromagewebe zu.
Die glanduläre Komponente besteht aus 30-50 einzelnen tubuloalveolären Drüsen, die in das Stroma eingebettet sind. Diese Drüsen sind verzweigt und münden über etwa 15-30 Ausführungsgänge in die Harnröhre, hauptsächlich im Bereich des sogenannten Samenhügels (Colliculus seminalis). Die Drüsenzellen sind spezialisierte Epithelzellen, die das Prostatasekret produzieren und sezernieren. Sie besitzen zahlreiche sekretorische Vesikel und sind hormonell sehr aktiv – ihre Aktivität wird stark von Androgenen (männlichen Geschlechtshormonen) reguliert.
Das Stroma besteht aus drei Hauptkomponenten:
- Glatte Muskulatur: Macht etwa 40-50% der Prostatamasse aus und ist in das Drüsengewebe eingewebt. Die Muskelzellen sind in konzentrischen Schichten angeordnet und ermöglichen die rhythmischen Kontraktionen während der Ejakulation.
- Bindegewebe: Besteht aus Kollagenfasern, elastischen Fasern und einer extrazellulären Matrix, die den Drüsen Halt gibt und die Struktur der Prostata stabilisiert.
- Blutgefäße und Nerven: Die Prostata ist reich durchblutet und wird von zahlreichen Nervenfasern versorgt, die sowohl aus dem sympathischen als auch dem parasympathischen Nervensystem stammen.
Gefäßversorgung und Innervation
Die arterielle Blutversorgung der Prostata erfolgt hauptsächlich über Äste der Arteria vesicalis inferior (untere Blasenarterie), die aus der Arteria iliaca interna (innere Beckenarterie) entspringt. Diese Arterien teilen sich in mehrere kleinere Äste auf, die die Prostata von verschiedenen Seiten versorgen. Die arterielle Versorgung ist besonders in der peripheren Zone und in der Transitionalzone dicht.
Der venöse Abfluss erfolgt über ein komplexes Venengeflecht, den Plexus venosus prostaticus (Santorini-Venenplexus), der vor und seitlich der Prostata liegt. Dieser Venenplexus steht in Verbindung mit den Beckenvenen und kann bei Prostataoperationen eine Blutungsquelle darstellen. Über die Beckenvenen kann es auch zur Streuung von Tumorzellen in andere Körperregionen kommen.
Die Innervation der Prostata erfolgt über das vegetative Nervensystem. Sympathische Nervenfasern aus dem Plexus hypogastricus superior und parasympathische Fasern aus dem Plexus hypogastricus inferior bilden zusammen den Plexus pelvicus, der die Prostata versorgt. Diese Nervengeflechte laufen teilweise sehr nah an der Prostatakapsel entlang, was bei radikalen Prostataoperationen beachtet werden muss. Eine Verletzung dieser Nerven kann zu Erektionsstörungen führen, weshalb moderne nervenschonende Operationstechniken entwickelt wurden.
Beziehung zur Harnröhre und zu den Samenleitern
Die Harnröhre (Urethra) verläuft von der Harnblase kommend durch die gesamte Prostata hindurch und wird in diesem Abschnitt als Pars prostatica urethrae bezeichnet. Sie ist etwa 3-4 cm lang und verläuft nicht gerade, sondern leicht gekrümmt durch die Prostata. An ihrer hinteren Wand befindet sich eine längliche Erhebung, der Samenhügel (Colliculus seminalis), in den die Prostatadrüsen und die Samenleiter münden.
Die beiden Samenleiter (Ductus deferentes) treten von oben-seitlich in die Prostata ein und vereinigen sich kurz vor ihrer Mündung mit den Ausführungsgängen der Samenbläschen zu den Ductus ejaculatorii (Spritzkanälen). Diese Spritzkanäle durchziehen die Prostata und münden ebenfalls am Samenhügel in die Harnröhre. Bei der Ejakulation werden die Spermien aus den Samenleitern und das Sekret der Samenbläschen durch diese Kanäle in die Harnröhre geleitet, wo sie sich mit dem Prostatasekret mischen.
Altersabhängige Veränderungen der Anatomie
Die Anatomie der Prostata verändert sich im Laufe des Lebens erheblich. Bei jungen Männern ist die Prostata kompakt, elastisch und hat eine glatte Oberfläche. Das Verhältnis von Drüsen- zu Stromagewebe ist ausgeglichen. Mit zunehmendem Alter, insbesondere ab dem 40. bis 45. Lebensjahr, beginnt bei den meisten Männern eine Vergrößerung der Prostata durch die gutartige Prostatahyperplasie (BPH).
Diese Vergrößerung betrifft hauptsächlich die Transitionalzone, die die Harnröhre umgibt. Die Drüsenzellen und das Stroma vermehren sich, es bilden sich knotige Strukturen (Adenome), und die Prostata kann auf ein Vielfaches ihrer ursprünglichen Größe anwachsen. Das normale Gewicht von 20-25 Gramm kann auf 100 Gramm oder mehr ansteigen. Diese Volumenzunahme führt zu einer zunehmenden Kompression der Harnröhre, was die typischen Symptome der BPH erklärt: abgeschwächter Harnstrahl, verzögerter Miktionsbeginn, Nachträufeln und häufiger Harndrang.
Die Prostatakapsel wird durch das wachsende Gewebe gedehnt, was bei manchen Männern zu einem Druckgefühl oder Schmerzen führen kann. Die periphere Zone wird dabei oft nach außen und hinten verdrängt, bleibt aber weiterhin der häufigste Entstehungsort von Prostatakarzinomen. Die anatomischen Veränderungen im Alter sind normal und betreffen praktisch alle Männer, allerdings in sehr unterschiedlichem Ausmaß.
Häufige Prostataprobleme und deren Ursachen
Die Prostata ist eines der anfälligsten männlichen Organe und neigt mit zunehmendem Alter zu verschiedenen Erkrankungen. Drei Haupterkrankungen dominieren das klinische Bild: die benigne Prostatahyperplasie (BPH), die Prostatitis und das Prostatakarzinom. Jede dieser Erkrankungen hat unterschiedliche Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze. Im Folgenden werden die häufigsten Prostataprobleme detailliert beschrieben, um Ihnen ein umfassendes Verständnis für diese Erkrankungen zu vermitteln.
Benigne Prostatahyperplasie (BPH): Die gutartige Vergrößerung
Die benigne Prostatahyperplasie, auch als gutartige Prostatavergrößerung bezeichnet, ist die häufigste Prostataerkrankung überhaupt. Sie betrifft etwa 50% aller Männer über 50 Jahre und bis zu 90% der Männer über 80 Jahre. BPH ist ein natürlicher Alterungsprozess, der durch eine Vermehrung von Drüsen- und Stromazellen in der Transitionalzone der Prostata gekennzeichnet ist. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber hormonelle Faktoren spielen eine zentrale Rolle.
Mit zunehmendem Alter steigt der relative Anteil von Östrogenen im Verhältnis zu Testosteron, und die Empfindlichkeit der Prostatazellen gegenüber Dihydrotestosteron (DHT) nimmt zu. Diese hormonellen Veränderungen fördern das Zellwachstum in der Prostata. Auch genetische Faktoren und der Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Übergewicht) können die Entwicklung einer BPH beeinflussen.
Die Symptome der BPH entwickeln sich meist schleichend über Jahre hinweg und werden als Lower Urinary Tract Symptoms (LUTS) oder Symptome des unteren Harntrakts bezeichnet. Sie umfassen:
- Obstruktive Symptome: Abgeschwächter Harnstrahl, verzögerter Miktionsbeginn, Unterbrechungen beim Wasserlassen, Pressen beim Wasserlassen, Nachträufeln, Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung
- Irritative Symptome: Häufiger Harndrang (Pollakisurie), besonders nachts (Nykturie), plötzlicher, starker Harndrang (imperativer Harndrang), gelegentlich Dranginkontinenz
- Komplikationen bei unbehandelter BPH: Harnverhalt (Unfähigkeit, die Blase zu entleeren), wiederkehrende Harnwegsinfektionen, Blasensteine, Nierenschäden durch Harnstau
Die BPH ist gutartig und erhöht nicht das Risiko für Prostatakrebs. Sie kann jedoch die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und bedarf bei ausgeprägten Symptomen einer Behandlung.
Prostatitis: Entzündung der Prostata
Die Prostatitis ist eine Entzündung der Prostata, die in verschiedenen Formen auftritt und Männer jeden Alters betreffen kann, auch jüngere Männer zwischen 20 und 50 Jahren. Man unterscheidet vier Hauptformen:
- Akute bakterielle Prostatitis: Eine plötzlich auftretende, schwere bakterielle Infektion der Prostata, meist verursacht durch Darmbakterien wie E. coli. Symptome sind hohes Fieber, Schüttelfrost, starke Schmerzen im Dammbereich und beim Wasserlassen, Blasenentleerungsstörungen. Dies ist ein medizinischer Notfall, der sofortiger antibiotischer Behandlung bedarf.
- Chronische bakterielle Prostatitis: Eine wiederkehrende bakterielle Infektion der Prostata mit milderen, aber anhaltenden Symptomen wie Beckenschmerzen, Blasenentleerungsstörungen und gelegentlichen Schüben mit Fieber.
- Chronisches Beckenschmerzsyndrom (CP/CPPS): Die häufigste Form der Prostatitis, bei der chronische Schmerzen im Beckenbereich, im Damm, in den Hoden oder beim Wasserlassen auftreten, ohne dass Bakterien nachweisbar sind. Die Ursachen sind unklar und können entzündlich oder nicht-entzündlich sein. Stress, Muskelverspannungen und neurologische Faktoren können eine Rolle spielen.
- Asymptomatische entzündliche Prostatitis: Eine Entzündung der Prostata ohne Symptome, die zufällig bei Untersuchungen entdeckt wird, etwa bei einer Prostatabiopsie oder bei erhöhten PSA-Werten.
Die Diagnose einer Prostatitis basiert auf der Symptomatik, der körperlichen Untersuchung, Urinuntersuchungen und gegebenenfalls einer Prostatamassage zur Gewinnung von Prostatasekret. Die Behandlung richtet sich nach der Form: Antibiotika bei bakterieller Prostatitis, entzündungshemmende Medikamente, Alpha-Blocker, Physiotherapie und Stressbewältigung beim chronischen Beckenschmerzsyndrom.
Prostatakrebs (Prostatakarzinom)
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache nach Lungenkrebs. Jährlich erkranken in Deutschland etwa 60.000-65.000 Männer neu an Prostatakrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 72 Jahren, aber auch jüngere Männer können betroffen sein. Das Risiko steigt mit dem Alter deutlich an: Während Prostatakrebs bei Männern unter 50 Jahren selten ist, ist fast jeder zehnte Mann über 70 betroffen.
Die Ursachen von Prostatakrebs sind multifaktoriell. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:
- Alter: Das mit Abstand wichtigste Risiko. Über 80% der Prostatakarzinome werden bei Männern über 65 Jahren diagnostiziert.
- Familiäre Vorbelastung: Männer mit einem erkrankten Vater oder Bruder haben ein 2-3-fach erhöhtes Risiko. Bei mehreren betroffenen Verwandten oder Erkrankung in jungem Alter steigt das Risiko noch weiter.
- Genetische Faktoren: Bestimmte Genmutationen (z.B. BRCA1, BRCA2) erhöhen das Risiko für Prostatakrebs.
- Ethnische Zugehörigkeit: Männer afrikanischer Abstammung haben ein höheres Risiko als Männer europäischer oder asiatischer Abstammung.
- Lebensstilfaktoren: Übergewicht, fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel und möglicherweise auch der Konsum von rotem Fleisch werden mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht.
Das Tückische an Prostatakrebs ist, dass er im Frühstadium meist keine Symptome verursacht. Wenn Symptome auftreten – wie Blasenentleerungsstörungen, Blut im Urin oder Sperma, Knochenschmerzen – ist die Erkrankung oft schon fortgeschritten. Deshalb ist die Früherkennung so wichtig. Sie umfasst die Bestimmung des PSA-Werts im Blut und die rektale Tastuntersuchung. Bei Auffälligkeiten folgt eine Prostatabiopsie zur Sicherung der Diagnose.
Prostatakrebs wächst meist langsam und muss nicht in jedem Fall sofort behandelt werden. Viele Tumoren sind so wenig aggressiv, dass eine aktive Überwachung (Active Surveillance) ausreicht. Bei behandlungsbedürftigen Tumoren stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung: Operation (radikale Prostatektomie), Strahlentherapie, Hormontherapie, Chemotherapie oder neuere zielgerichtete Therapien.
Weitere Prostataprobleme
Neben den drei Haupterkrankungen gibt es weitere, seltenere Prostataprobleme:
- Prostatazysten: Flüssigkeitsgefüllte Hohlräume in der Prostata, meist harmlos und symptomlos, können aber bei Größenzunahme zu Beschwerden führen.
- Prostatasteine: Verkalkungen in den Prostatadrüsengängen, die meist zufällig entdeckt werden und selten Symptome verursachen.
- Prostataabszesse: Eitrige Einschmelzungen in der Prostata, meist als Komplikation einer akuten bakteriellen Prostatitis, erfordern chirurgische Drainage.
- Verletzungen der Prostata: Selten, können bei Unfällen mit Beckenverletzungen oder iatrogen (durch medizinische Eingriffe) auftreten.
Wann sollten Sie zum Arzt gehen?
Bei folgenden Symptomen sollten Sie zeitnah einen Urologen aufsuchen:
- Zunehmende Blasenentleerungsstörungen, die die Lebensqualität beeinträchtigen
- Nächtliches Wasserlassen mehr als zweimal pro Nacht
- Schmerzen beim Wasserlassen oder im Beckenbereich
- Blut im Urin oder Sperma
- Plötzliche Verschlechterung der Symptome
- Fieber in Verbindung mit Miktionsbeschwerden
Ein medizinischer Notfall liegt vor bei:
- Akutem Harnverhalt (Unfähigkeit, Wasser zu lassen, trotz starkem Harndrang)
- Hohem Fieber mit Schüttelfrost und starken Schmerzen (Verdacht auf akute Prostatitis)
- Starken, nicht zu stillenden Blutungen aus der Harnröhre
In diesen Fällen sollten Sie umgehend eine Notaufnahme aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen.
Informationen über schädliche Einflüsse auf die Prostata finden Sie in unserem Artikel über schädliche Faktoren für die Prostata.
Vorsorge und Gesunderhaltung der Prostata
Die Gesundheit der Prostata lässt sich durch gezielte Vorsorgemaßnahmen und einen gesunden Lebensstil positiv beeinflussen. Während nicht alle Prostataerkrankungen verhindert werden können – insbesondere das altersbedingte Wachstum ist weitgehend unvermeidlich – gibt es dennoch zahlreiche Möglichkeiten, das Risiko für Prostataprobleme zu reduzieren und Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Früherkennung ist dabei der Schlüssel zu erfolgreicher Behandlung und Erhaltung der Lebensqualität.
Gesetzliche und empfohlene Vorsorgeuntersuchungen
In Deutschland haben Männer ab 45 Jahren Anspruch auf eine jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird. Bei familiärer Vorbelastung (Vater, Bruder mit Prostatakrebs) wird empfohlen, bereits ab 40 Jahren mit der Früherkennung zu beginnen. Die Standarduntersuchung umfasst:
- Anamnese: Befragung zu Beschwerden, Vorerkrankungen und Familiengeschichte
- Digitale rektale Untersuchung (DRU): Tastuntersuchung der Prostata durch den Enddarm. Der Arzt kann dabei Größe, Konsistenz, Oberflächenbeschaffenheit und Schmerzempfindlichkeit der Prostata beurteilen. Verhärtungen, Knoten oder Asymmetrien können Hinweise auf ein Karzinom sein.
- Untersuchung der äußeren Geschlechtsorgane und Lymphknoten: Zur Erkennung von Auffälligkeiten im gesamten Urogenitalbereich
Die PSA-Wert-Bestimmung im Blut ist nicht Bestandteil der gesetzlichen Krebsfrüherkennung und wird kontrovers diskutiert. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Enzym, das von der Prostata produziert wird. Erhöhte PSA-Werte können auf Prostatakrebs hinweisen, aber auch bei gutartiger Prostatavergrößerung, Prostatitis oder nach mechanischer Reizung (z.B. Radfahren, Geschlechtsverkehr) auftreten. Viele Fachgesellschaften empfehlen dennoch die PSA-Bestimmung als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), da sie die Sensitivität der Früherkennung deutlich erhöht.
Die Entscheidung für oder gegen eine PSA-Bestimmung sollte nach ausführlicher Aufklärung über Vor- und Nachteile gemeinsam mit dem Arzt getroffen werden. Normale PSA-Werte liegen altersabhängig bei:
- 40-49 Jahre: unter 2,5 ng/ml
- 50-59 Jahre: unter 3,5 ng/ml
- 60-69 Jahre: unter 4,5 ng/ml
- 70-79 Jahre: unter 6,5 ng/ml
Bei auffälligen Befunden in der Tastuntersuchung oder erhöhten PSA-Werten können weitere Untersuchungen notwendig werden: transrektaler Ultraschall (TRUS), multiparametrische MRT der Prostata und gegebenenfalls eine Prostatabiopsie zur Gewebeentnahme und feingeweblichen Untersuchung.
Lebensstil und Ernährung für eine gesunde Prostata
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass der Lebensstil einen erheblichen Einfluss auf die Prostatagesundheit hat. Folgende Faktoren können das Risiko für Prostataprobleme reduzieren:
- Gesundes Körpergewicht: Übergewicht und Adipositas sind mit einem erhöhten Risiko für aggressive Prostatakarzinome und schwere BPH-Symptome verbunden. Ein Body-Mass-Index (BMI) im Normalbereich (18,5-24,9) ist anzustreben.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche (z.B. zügiges Gehen, Radfahren, Schwimmen) oder 75 Minuten intensive Aktivität. Bewegung verbessert die Durchblutung, reduziert Entzündungen und hilft beim Gewichtsmanagement.
- Mediterrane Ernährung: Eine Ernährung reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Olivenöl wird mit einem reduzierten Prostatakrebsrisiko assoziiert. Besonders empfehlenswert sind:
- Tomaten (enthalten Lycopin, ein starkes Antioxidans)
- Kreuzblütler wie Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl (enthalten Sulforaphan)
- Grüner Tee (reich an Catechinen)
- Fettreicher Fisch (Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend)
- Soja-Produkte (enthalten Isoflavone)
- Kürbiskerne und Kürbiskernöl (traditionell zur Unterstützung der Prostatagesundheit genutzt)
- Reduktion von rotem und verarbeitetem Fleisch: Hoher Konsum von rotem Fleisch, insbesondere von verarbeitetem Fleisch (Wurst, Schinken), wird mit erhöhtem Prostatakrebsrisiko in Verbindung gebracht.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: 1,5-2 Liter Wasser pro Tag, aber Vermeidung großer Mengen kurz vor dem Schlafengehen bei nächtlichem Harndrang.
- Alkohol in Maßen: Wenn überhaupt, nur moderater Alkoholkonsum (max. 1-2 Gläser pro Tag).
- Nichtrauchen: Rauchen erhöht das Risiko für aggressive Prostatakarzinome und verschlechtert die Prognose.
Nahrungsergänzungsmittel und Phytotherapie
Verschiedene Nahrungsergänzungsmittel werden zur Unterstützung der Prostatagesundheit beworben. Die wissenschaftliche Evidenz ist unterschiedlich stark:
- Sägepalme (Serenoa repens): Eines der am häufigsten eingesetzten pflanzlichen Mittel bei BPH. Die Studienlage ist widersprüchlich; einige Studien zeigen eine milde Verbesserung der Symptome, andere keinen signifikanten Effekt.
- Brennnesselwurzel: Wird traditionell bei Prostatabeschwerden eingesetzt, die wissenschaftliche Evidenz ist jedoch begrenzt.
- Kürbiskernextrakt: Kann möglicherweise leichte BPH-Symptome lindern, große kontrollierte Studien fehlen jedoch.
- Beta-Sitosterol: Ein pflanzliches Sterol, das in einigen Studien die Symptome der BPH verbessern konnte.
- Lycopin: Das Antioxidans aus Tomaten kann möglicherweise das Prostatakrebsrisiko senken, die Datenlage ist aber nicht eindeutig.
- Vitamin D: Ein niedriger Vitamin-D-Spiegel wird mit erhöhtem Prostatakrebsrisiko assoziiert. Eine Supplementierung kann sinnvoll sein, sollte aber ärztlich überwacht werden.
- Selen und Vitamin E: Früher als vielversprechend angesehen, haben große Studien (SELECT-Studie) jedoch keinen Nutzen gezeigt und sogar ein möglicherweise erhöhtes Risiko bei hohen Dosen von Vitamin E festgestellt.
Wichtig: Nahrungsergänzungsmittel sollten nicht als Ersatz für eine ausgewogene Ernährung oder eine medizinisch notwendige Behandlung angesehen werden. Besprechen Sie die Einnahme von Supplementen immer mit Ihrem Arzt, insbesondere bei bestehenden Prostataerkrankungen oder vor einer Prostatabiopsie.
Weitere Präventionsmaßnahmen
Zusätzlich zu Ernährung und Lebensstil können folgende Maßnahmen zur Prostatagesundheit beitragen:
- Regelmäßige Ejakulation: Einige Studien deuten darauf hin, dass häufige Ejakulationen (etwa 21-mal pro Monat) mit einem reduzierten Prostatakrebsrisiko verbunden sein könnten. Der Mechanismus ist unklar, möglicherweise werden schädliche Substanzen aus der Prostata ausgespült.
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann zu Muskelverspannungen im Beckenbereich führen und Prostatabeschwerden verstärken. Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelrelaxation oder Yoga können hilfreich sein.
- Vermeidung von übermäßiger Kälte im Beckenbereich: Längeres Sitzen auf kalten Oberflächen sollte vermieden werden.
- Beckenbodentraining: Gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur kann die Blasenkontrolle verbessern und bei chronischen Beckenschmerzen hilfreich sein.
- Vermeidung von langem Sitzen: Regelmäßige Bewegungspausen, besonders bei sitzenden Tätigkeiten, verbessern die Durchblutung im Beckenbereich.
Psychosoziale Aspekte und Lebensqualität
Prostataerkrankungen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, nicht nur durch körperliche Symptome, sondern auch durch psychische Belastungen. Häufiges nächtliches Wasserlassen stört den Schlaf und führt zu Tagesmüdigkeit. Sexuelle Funktionsstörungen durch Prostataprobleme oder deren Behandlung können das Selbstwertgefühl und die Partnerschaft belasten. Die Diagnose Prostatakrebs löst bei vielen Männern Ängste aus.
Es ist wichtig, diese Aspekte nicht zu ignorieren und bei Bedarf professionelle Unterstützung zu suchen – sei es durch den behandelnden Arzt, einen Psychoonkologen, Selbsthilfegruppen oder Paartherapeuten. Viele Prostataprobleme sind gut behandelbar, und moderne Therapien zielen zunehmend darauf ab, nicht nur die Erkrankung zu behandeln, sondern auch die Lebensqualität zu erhalten oder wiederherzustellen.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf unserer Prostata-Übersichtsseite.
Zusammenfassung: Die Prostata verstehen und schützen
Die Prostata ist ein komplexes und faszinierendes Organ, dessen Bedeutung weit über die reine Fortpflanzungsfunktion hinausgeht. Als walnussgroße Drüse unter der Harnblase gelegen, erfüllt sie mehrere lebenswichtige Aufgaben: Sie produziert etwa 20-30% des Ejakulatvolumens und liefert mit ihrem Sekret essenzielle Nährstoffe, Enzyme und Schutzsubstanzen für die Spermien. Ohne das Prostatasekret wäre eine natürliche Befruchtung praktisch unmöglich. Gleichzeitig spielt die Prostata durch ihre muskulären Anteile eine wichtige Rolle bei der Ejakulation und trägt zur Harnkontinenz bei.
Die anatomische Position der Prostata – sie umschließt ringförmig die Harnröhre – macht sie jedoch auch anfällig für Probleme im Alter. Die benigne Prostatahyperplasie (BPH), eine gutartige Vergrößerung der Prostata, betrifft etwa die Hälfte aller Männer über 50 Jahre und fast alle Männer über 80 Jahre. Diese altersbedingte Vergrößerung kann zu erheblichen Blasenentleerungsstörungen führen und die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen. Glücklicherweise stehen heute zahlreiche wirksame Behandlungsoptionen zur Verfügung, von Medikamenten über minimal-invasive Verfahren bis hin zu operativen Eingriffen.
Prostatitis, die Entzündung der Prostata, kann Männer jeden Alters treffen und äußert sich in Schmerzen, Blasenbeschwerden und manchmal Fieber. Besonders das chronische Beckenschmerzsyndrom stellt für viele Betroffene eine große Herausforderung dar, da die Ursachen oft unklar und die Behandlung entsprechend schwierig ist. Ein multimodaler Ansatz aus Medikamenten, Physiotherapie und psychologischer Unterstützung hat sich hier als am erfolgreichsten erwiesen.
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland. Die gute Nachricht: Bei frühzeitiger Erkennung sind die Heilungschancen sehr gut. Viele Prostatakarzinome wachsen so langsam, dass sie zu Lebzeiten des Betroffenen keine Probleme verursachen. Die regelmäßige Vorsorge ab 45 Jahren (bei familiärer Vorbelastung ab 40 Jahren) ist daher von entscheidender Bedeutung. Die Diskussion über den Nutzen der PSA-Bestimmung sollte individuell mit dem Arzt geführt werden, wobei eine informierte Entscheidung nach Abwägung von Vor- und Nachteilen getroffen werden sollte.
Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko für Prostataprobleme reduzieren. Eine mediterrane Ernährung reich an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Omega-3-Fettsäuren, regelmäßige körperliche Aktivität, Nichtrauchen und die Vermeidung von Übergewicht sind evidenzbasierte Maßnahmen zur Prostataprävention. Auch wenn nicht alle Prostataerkrankungen verhindert werden können, so lässt sich doch das Risiko senken und die Prognose bei auftretenden Erkrankungen verbessern.
Die Botschaft ist klar: Kennen Sie Ihre Prostata, nehmen Sie Veränderungen ernst und scheuen Sie sich nicht, bei Beschwerden ärztliche Hilfe zu suchen. Prostataprobleme sind kein Tabuthema, sondern eine normale Begleiterscheinung des männlichen Alterns, die in den meisten Fällen gut behandelt werden kann. Je früher Sie handeln, desto besser sind die Aussichten auf Erhaltung Ihrer Gesundheit und Lebensqualität. Die Investition in regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und einen prostatafreundlichen Lebensstil zahlt sich langfristig aus – für Ihre Gesundheit, Ihr Wohlbefinden und Ihre Lebensqualität in allen Lebensphasen.
Medizinischer Hinweis
Die Informationen auf dieser Seite dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen approbierten Arzt. Bei gesundheitlichen Beschwerden konsultieren Sie bitte immer einen Arzt.
📚Wissenschaftliche Quellen
Die folgenden externen Quellen dienen als Grundlage für die in diesem Artikel präsentierten Informationen:
- 📋LeitlinieS2e-Leitlinie: Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS)https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/043-034
- 📋LeitlinieS3-Leitlinie Prostatakarzinomhttps://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom/
- 📄FachartikelRobert Koch-Institut: Krebs in Deutschland – Prostatakrebshttps://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Prostatakrebs/prostatakrebs_node.html
- 📊StudieEpidemiology of benign prostatic hyperplasia and lower urinary tract symptomshttps://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31216969/
Hinweis: Externe Links sind mit rel="nofollow" gekennzeichnet und führen zu unabhängigen Quellen außerhalb unserer Kontrolle.